Santorini, berühmt für seine malerischen weißen Häuser und das azurblaue Meer, wird jährlich von mehr als 100 Touristen pro Einwohner besucht, wie Eurostat-Daten zeigen. Viele dieser Besucher kommen mit den rund 500 Kreuzfahrtschiffen, die Jahr für Jahr die Insel ansteuern. Doch nun ist das Maß voll: 17.000 Touristen an nur einem Tag!

Bürgermeister ruft kurz Lockdown wegen Überfüllung aus

Auf einer Insel mit etwas mehr als 15.000 Einwohnern führen 17.000 Touristen zu einem Chaos sondergleichen. In einem verzweifelten Schritt veröffentlichte Bürgermeister Panos Kavallaris eine Mitteilung auf Facebook, berichtet “merkur.de”: “Ein weiterer schwieriger Tag für unsere Stadt und unsere Insel. Mit der Ankunft von 17.000 Besuchern von Kreuzfahrtschiffen!”

Seine Lösung? Ein beispielloser Lockdown: “Bitte reduzieren Sie ihre Bewegungen!”, bittet Kavallaris die Inselbewohner. Die Einheimischen sollen zu Hause bleiben, wenn die Touristen die Insel überfluten.

Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Wie merkur.de weiter berichtet, wurde der Beitrag innerhalb von 15 Minuten wieder gelöscht, doch da war es schon zu spät. Screenshots kursierten in der griechischen Presse und lösten einen Sturm der Entrüstung aus.

Kavallaris‘ drastische Maßnahme zeigt, wie verzweifelt die Lage ist. Die Verantwortlichen hatten bereits angekündigt, die Anzahl der Kreuzfahrttouristen pro Tag begrenzen zu wollen, aber bisher ohne Erfolg. Die Geduld der Einheimischen ist am Ende.

Alltag auf Santorini, auch ohne Kreuzfahrt-Touristen: Menschenmengen versammeln sich, um den Sonnenuntergang zu fotografieren.GETTYIMAGES/Marcos del Mazo/Kontributor

Massentourismus-Hotspot Nr. 1: Santorini und Mykonos

Nirgendwo in der EU ist der Massentourismus so ausgeprägt wie auf den griechischen Inseln in der südlichen Ägäis. Besonders die Traumziele Santorini und Mykonos ziehen deutsche Urlauber magisch an. Laut aktuellen, vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen, führen die beiden Inseln in Sachen Touristenaufkommen, so berichtet die “Tagesschau“.

Im Jahr 2022 verzeichnete die Region im Durchschnitt 110 Übernachtungen pro Einwohner – ein Spitzenwert, den keine andere europäische Region erreicht. Die idyllischen Inseln sind damit das Epizentrum des Massentourismus in Europa, und die Einheimischen spüren die Auswirkungen täglich.

Auch Mallorca hat mit Massentourismus zu kämpfen

Nach dem jüngsten Protest gegen Massentourismus auf Mallorca verspricht die Regionalregierung der Balearen den unzufriedenen Bürgern nun „mutige Maßnahmen“. Diese werde man schon in „einigen Monaten“ ergreifen. Auf den Balearen, deren Hauptinsel Mallorca ist, leben knapp 1,2 Millionen Einheimische. Im vergangenen Jahr wurden sie von 18 Millionen Urlaubern, davon 4,6 Millionen aus Deutschland und 3,4 Millionen aus Großbritannien, besucht. Auf jeden Einheimischen kamen dort also ungefähr 15 Urlauber.