Laut einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa stößt die Trinkgeldabfrage am Kartenlesegerät bei vielen Deutschen auf Ablehnung. Mehr als die Hälfte der Befragten bewertete die eingeblendeten Auswahlfelder als „eher schlecht“ oder „schlecht“. Zustimmung findet das Modell lediglich bei rund einem Drittel.

Besonders deutlich ist ein weiterer Effekt: Über 20 % der Befragten gaben an, seit Einführung der digitalen Vorschläge weniger Trinkgeld zu geben. Nur ein sehr kleiner Teil – etwa sechs % – fühlt sich dadurch zu höheren Beträgen motiviert. Ein knappes Drittel kennt die Funktion bislang gar nicht.

Trinkgeldkultur bleibt erstaunlich konstant

Trotz technischer Neuerungen hat sich das grundsätzliche Trinkgeldverhalten kaum verändert. Die Mehrheit der Gäste gibt laut Umfrage ähnlich viel wie vor fünf Jahren. Üblich bleiben Beträge zwischen sechs und zehn % der Rechnungssumme. Rund jeder Zehnte greift etwas tiefer in die Tasche und gibt bis zu 15 %. Höhere Trinkgelder sind weiterhin die Ausnahme.

Branche verweist auf bargeldlose Realität

Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga verteidigt die digitalen Optionen. Aus Sicht des Verbands sind sie eine logische Antwort auf veränderte Zahlungsgewohnheiten. Immer mehr Gäste zahlen mit Karte oder Smartphone und haben schlicht kein Bargeld mehr dabei.

Die Trinkgeldfunktion sei daher lediglich ein zusätzliches, freiwilliges Angebot. Wer kein Trinkgeld geben wolle, könne jederzeit die entsprechende Option auswählen. Die Entscheidung bleibe vollständig beim Gast, betont der Verband.

Deutlich kritischer blickt die Gewerkschaft NGG auf die Entwicklung. Aus ihrer Sicht ist für viele Gäste nicht transparent, wohin das digitale Trinkgeld tatsächlich fließt und ob es vollständig bei den Beschäftigten ankommt. Diese Unsicherheit könne dazu führen, dass Gäste eher ablehnend reagieren – oder ganz auf Trinkgeld verzichten.

Eine Idee aus den USA

Die Idee, Trinkgeld aktiv über ein Display abzufragen, stammt nicht aus Österreich, oder Deutschland, sondern aus den Vereinigten Staaten. In den USA gehören solche Systeme seit über einem Jahrzehnt zum Alltag. Tabletbasierte Kassensysteme mit auffälligen Trinkgeldvorschlägen setzten sich dort früh durch.