Auch 35 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl: Österreichs Böden sind noch immer kontaminiert
In ganz Österreich finden sich immer noch Cäsium-137-Belastungen in den Böden. Je nach Niederschlagsmenge kurz nach dem Vorfall, fällt diese höher oder geringer aus.
Auch 35 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sind die Böden in Österreich noch immer mit radioaktivem Cäsium-137 belastet. Die höchsten Werte verzeichnen Gebiete in Oberösterreich, Kärnten, Salzburg und der Steiermark, wie das Umweltbundesamt am Dienstag mitteilte. Die regionalen Unterschiede sind auf die Niederschlagsmengen in den Tagen nach dem Reaktorunfall zurückzuführen.
Tschernobyl gilt als größte, nukleare Katastrophe
Am 26. April 1986 ereignete sich die bisher größte nukleare Katastrophe: Nach einem simulierten Stromausfall schlug die Notabschaltung des Reaktorblocks 4 des Atomkraftwerks “Lenin” in Tschernobyl fehl – um 1.23 Uhr geriet die Anlage außer Kontrolle und explodierte. In den Flammen stiegen die radioaktiven Partikel auf, die der Wind schließlich über ganz Europa verbreitete.
Nicht nur der Norden der Ukraine, auf deren heutigem Territorium das Unglück geschah, wurde 1986 verstrahlt. Die radioaktive Wolke traf vor allem das benachbarte Weißrussland und den Westen Russlands, dann verteilte sie sich Richtung Skandinavien und Westeuropa. Österreich war durch die damals herrschenden Witterungsbedingungen im Vergleich zu anderen mitteleuropäischen Staaten besonders belastet. Bis heute herrscht über die Opferzahl Unklarheit: Während Greenpeace von mehr als 90.000 Toten ausgeht, spricht die Weltgesundheitsorganisation von bis zu 17.000 Toten.
Zur raschen Erkennung und Beurteilung großräumiger radioaktiver Kontaminationen in Österreich begann das damalige Bundesministerium für Gesundheit und Umweltschutz schon im Jahr 1975 mit der Errichtung des Strahlenfrühwarnsystems. Im Jahr 1986 war es das einzige vollautomatische Messnetz in Europa. Mittlerweile sind in allen europäischen Ländern vergleichbare Systeme errichtet worden. Seit 2003 betreibt das Umweltbundesamt im Auftrag des Umweltministeriums und Technologie das österreichische Strahlenfrühwarnsystem. (APA/red)
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