Tsunami-Alarm im Pazifik! Warnungen rund um den halben Globus
Ein gewaltiges Erdbeben der Stärke 8,8 hat am Mittwoch die russische Halbinsel Kamtschatka getroffen – das stärkste seit 1952. Eine bis zu vier Meter hohe Tsunami-Welle rollte bereits auf die Küsten zu, auch Japan, Hawaii und die US-Westküste geben Alarm.
Gebäude in der Hafenstadt Severo-Kurilsk in der Region Sachalin, Russland, stehen nach einem durch ein starkes Erdbeben ausgelösten Tsunami unter Wasser.IMAGO/IMAGO / SNA
Ein schweres Erdbeben der Stärke 8,8 hat am Mittwoch die russische Halbinsel Kamtschatka am Pazifik erschüttert. Laut Aussagen des russischen Regionalministers für Notlagen, Sergej Lebedew, traf eine bis zu vier Meter hohe Tsunami-Welle auf Küstenabschnitte der Halbinsel, die im äußersten Osten Russlands liegt. Ein Tsunami habe auch die nördliche japanische Insel Hokkaido erreicht, berichtete der Rundfunksender NHK. Tsunami-Warnungen wurden in westlichen US-Staaten ausgelöst.
Die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS gab die Stärke mit 8,7 an, das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam mit 7,8. Das Zentrum des Bebens lag den Angaben zufolge in der offenen See, etwa 130 Kilometer vor der nur dünn besiedelten Küste Kamtschatkas, und relativ tief unter dem Meeresboden. Auf das starke Beben folgten mindestens sechs Nachbeben, eines davon hatte die Stärke 6,9, ein anderes 6,3.
Krisenstab eingerichtet
Die japanische Regierung richtete einen Krisenstab ein. Ministerpräsident Shigeru Ishiba rief die Menschen auf, sich in höher gelegene Gebiete oder Evakuierungsgebäude zu begeben. Nach Aussagen eines Regierungssprechers gab es jedoch zunächst weder Berichte über Opfer noch über Schäden.
Das staatliche Tsunami-Frühwarnsystem in den USA sprach ebenfalls von Wellen von bis zu drei Metern Höhe, die die Küste des Tausende Kilometer vom Zentrum des Bebens entfernten Bundesstaats Hawaii erreichen könnten. Küstenbewohner sollten die gefährdeten Gebiete sofort verlassen oder in mindestens zehnstöckigen Gebäuden Schutz suchen, hieß es. Auch für Alaskas Westküste wurde eine Tsunami-Warnung erlassen. Weiter entfernte Pazifikstaaten wie die Philippinen und Indonesien wappneten sich ebenfalls für drohende Flutwellen. Auch in Mexiko, Peru und Ecuador gab es örtliche Warnungen.
Das US-Tsunamizentrum warnte vor zwischen einem und drei Meter hohen Tsunamiwellen an den Küsten Chiles, Costa Ricas, Französisch-Polynesiens und der Pazifikinsel Guam. In unter anderem Australien, Kolumbien, Mexiko, Neuseeland und Taiwan seien Wellen von bis zu einem Meter möglich, hieß es. Die USA gaben Warnungen für die Westküste Nordamerikas und Kalifornien heraus. .
Schwerste Erdbeben seit 1952
Der Kamtschatka-Zweig des Geophysikalischen Dienstes der Russischen Akademie der Wissenschaften teilte mit, das Erdbeben sei das schwerste seit 1952 gewesen. Mit starken Nachbeben sei zu rechnen.
Nach vorläufigen Informationen habe es in Russland einige leicht Verletzte gegeben, ein Kindergarten wurde beschädigt. Mehrere Menschen hätten nach dem Beben medizinische Hilfe in Anspruch genommen, sagte der regionale Gesundheitsminister Oleg Melnikow der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS. Einige seien bei der Flucht nach draußen verletzt worden.
Die russische Katastrophenschutzbehörde teilte mit, ein Tsunami habe die Hafenstadt Sewero-Kurilsk getroffen und überflutet. 2.000 Einwohner seien in Sicherheit gebracht worden.
Kästen fielen um, Spiegel zerbrachen
Wie ein Korrespondent der russischen Nachrichtenagentur TASS berichtete, gab es insgesamt vier Beben. Viele Menschen seien ohne Schuhe und Oberbekleidung auf die Straße gelaufen. In den Wohnungen fielen Kästen um, Spiegel gingen zu Bruch, Autos schwankten auf der Straße und Balkone an Gebäuden wackelten spürbar. Außerdem seien Stromausfälle und Ausfälle der Mobilfunkdienste zu beobachten.
Bei der Halbinsel Kamtschatka treffen die pazifische und die nordamerikanische Kontinentalplatte aufeinander, was die Region zu einer der weltweit erdbebenreichsten Zonen macht. Am 20. Juli hatte sich in derselben Region ein Erdbeben der Stärke 7,4 ereignet. Dabei kam es zu keinen größeren Schäden.
Kommentare