Was heute als „Migration“ erscheint, ist in Wahrheit ein hochprofessionelles System internationaler Schmugglerkartelle. Das machte Viktor Marsai, Exekutivdirektor des Migration Research Institute, beim MCC-Summit in Budapest deutlich. Seine Analyse zeigt, wie eng Menschenhandel, Waffenhandel, Drogenkriminalität und islamistische Gruppierungen miteinander verflochten sind – und warum Europa längst zum Endmarkt eines milliardenschweren Schattengeflechts geworden ist.

Viktor Marsai, Exekutivdirektor des Migration Research Institute. Seine wichtigsten Forschungsgebiete sind die Migrationsprozesse auf dem afrikanischen Kontinent sowie die sicherheitspolitischen Aspekte von Migration.MCC Budapest Summit/Screenshot

„Es sind dieselben Netzwerke – für Menschen, Drogen und Waffen“

Der Direktor des Migration Research Institute, Viktor Marsai, widersprach klar der verbreiteten Vorstellung voneinander getrennter Kriminalitätsformen. Die Realität sei wesentlich brutaler: „Die gleichen Netzwerke, die Menschen über die Balkanroute schleusen, transportieren auch Drogen und Waffen.“

Im serbisch-ungarischen Grenzgebiet könne man dies täglich beobachten. Dieselben Strukturen, die Menschen illegal nach Europa bringen, nutzen identische Fahrzeuge und Routen für Kokain, Heroin und Waffenlieferungen.

Marsai beschreibt ein effizientes, zentral organisiertes System: Routen werden permanent angepasst, Transportmethoden verändert, Logistikketten optimiert – oft schneller als Polizei und Grenzbehörden reagieren können.

Westbalkan: Europas gefährlichster Umschlagplatz

Diese neuen Strukturen seien aggressiver, besser finanziert und enger miteinander vernetzt. Nach Angaben von Viktor Marsai umfasst ein einziger Transport dabei oftmals mehrere Formen der Kriminalität gleichzeitig. Neben den Migranten selbst werden häufig auch Drogen und Waffen in denselben Fahrzeugen geschmuggelt. Mehrfach hätten ungarische Behörden Lastwagen gestoppt, in denen nicht nur dutzende Menschen, sondern auch versteckte Pistolen, Sturmgewehre und Drogenladungen gefunden wurden.

Taliban als Geschäftspartner: Schmugglernetzwerke finanzieren Terror

Ein zentraler Punkt von Marsais Analyse betrifft Afghanistan: „Die Schmuggelnetzwerke stehen in direkter Verbindung zu den Taliban. Nicht aus Ideologie, sondern weil die Taliban harte Währung benötigen.“

Die Taliban verdienen nicht nur an der Drogenproduktion, sondern zunehmend am Menschen- und Waffenschmuggel. Wer eine Route von Afghanistan bis Mitteleuropa kontrolliert, kontrolliert eine Goldmine: keine Zwischenhändler, keine Abgaben, keine Konkurrenz.

Diese Zusammenarbeit schafft eine neue Qualität des Risikos: Migration als Finanzierungsmodell islamistischer Gruppen.

Sahara statt Mittelmeer: Die eigentliche Todeszone der Migration

Während sich die europäische Debatte fast ausschließlich auf das Mittelmeer konzentriert, verläuft der tödlichste Abschnitt der Migration weit früher: in der Sahara. Der Weg durch die Wüste gilt als extrem gefährlich und wird von Warlords, Milizen und jihadistischen Gruppen kontrolliert. Diese Akteure verdienen Milliarden an den Durchzügen, organisieren große Teile der Karawanen und setzen dabei auf Erpressung, Gewalt und Ausbeutung. Die Sahara ist damit kein reiner Transitkorridor, sondern ein weitgehend unsichtbares Netzwerk aus Lagerstätten, Zwangsarbeit und lebensgefährlichen Märschen — ein Aspekt, der in Europa kaum wahrgenommen wird.

Die gesamte Sahelzone sei ein „kriminelles Gürtelgebiet“, in dem Terrororganisationen, Schmugglerkartelle und lokale Milizen kooperieren und staatliche Strukturen gezielt zerstören oder unterlaufen. Die Westsahara wiederum fungiert als zentraler Sammelknoten für Menschengruppen, die anschließend Richtung Algerien, Libyen und schließlich Europa weitergeschleust werden. Das Ergebnis ist ein transnationales Kartell, das weder moralische noch geographische Grenzen kennt.

Die Westbalkan-Route bleibt eine der wichtigsten und gefährlichsten Migrationsrouten Europas: Von der Türkei über Griechenland, Nordmazedonien und Serbien ziehen Schmugglernetzwerke Menschen, Drogen und Waffen Richtung EU-Grenze.Infi Migrants/Download

Europa ist Endmarkt – und Teil des Problems

Marsais Fazit ist eindeutig: „Für diese Netzwerke ist alles Ware – Menschen, Heroin, Fentanyl, Waffen.“ Europa ist nicht nur Durchgangsstation, sondern Zielmarkt. Mit steigenden Gewinnen wächst die Macht der Kartelle, während staatliche Strukturen in Afrika, dem Nahen Osten und Südosteuropa systematisch ausgehöhlt werden.

Die Folge: ein globales Geflecht, das Migration, Terrorfinanzierung, Drogenhandel und Waffenschmuggel untrennbar miteinander verbindet.