In Oberösterreich dominiert kurz vor Schulstart vor allem eine Meldung die Medien: Immer mehr Eltern melden ihre Kinder vom Schulunterricht ab! Mit Stand Mittwoch waren es bereits 1072 Kinder, Mitte August waren es erst 649. Während die absoluten Zahlen erst am kommenden Dienstag feststehen werden, beobachten Bildungsexperten die Abmeldungs-Entwicklung bereits seit mehreren Wochen mit Besorgnis, schlagen Alarm:”Es vergeht kein Tag, an dem sich nicht Eltern melden, die ihre Kinder aus der Schule nehmen wollen. Jeden Tag werden Schüler abgemeldet”, erzählt etwa der oberösterreichische Bildungdirektor Alfred Klampfer gegenüber der “OÖN”.

“Das ist eine Entwicklung, die uns mit Sorge erfüllt. Denn die Kinder brauchen das soziale Umfeld der Schule”, sagt auch die oberösterreichische Bildungslandesrätin Christine Haberlander. Die Zahl der abgemeldeten Schüler sei außergewöhnlich hoch, “normaler weise werden rund 200 Kinder zu Hause unterrichtet”, so die Bildungslandesrätin.

Vermehrte Schulabmeldungen als eher "ländliches Phänomen"

Bis Freitag können Eltern ihre Kinder noch vom Unterricht für das Schuljahr 2021/2022 abmelden, dann endet die Frist. Doch warum melden gerade jetzt so viele Eltern ihre Kinder vom regulären Schulunterricht ab, und wie sieht die Lage in ganz Österreich aus – stellt sie sich überall so drastisch dar wie in Oberösterreich, oder handelt es sich hier eher um einen interessanten Einzelfall?

Laut eXXpress-Informationen dürfte es sich bei der ungewöhnlichen Häufung an Abmeldungen tatsächlich um ein eher ländliches Phänomen handeln. In Wien stellt sich die Lage beispielsweise vergleichsweise weniger drastisch dar.  Über die Gründe, warum in der Bundeshauptstadt weniger Eltern ihre Schüler vom Schulunterricht abmelden, als in Oberösterreich, lässt sich freilich nur mutmaßen, allerdings liegt eine Vermutung recht nahe: In Oberösterreich und in ländlichen Gegenden allgemein ist die Zahl der Haushalte, in denen beide Elternteile voll oder zumindest teilweise berufstätig sind, nach wie vor geringer als in Wien. Wenn beide Eltern ihren Jobs nachgehen, bleibt für einen Heimunterricht nur das Engagement eines oder mehrerer Privatlehrer übrig – eine kostspielige Option und ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann. Vor allem, wenn man mehrere Kinder hat – ebenfalls etwas, was am Land statistisch gesehen öfter vorkommt, als in der Stadt.

Haben Sie ihre Kinder für dieses Schuljahr vom Unterricht abgemeldet oder es zumindest ernsthaft in Erwähgung gezogen?

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Kommentare

  • Christ.W sagt:

    Sind das jene Eltern, die ihre Kinder jetzt abmelden, die im ersten Lockdown geschriehen haben: “Schulen ja nicht zusperren, Kinder brauchen das soziale Umfeld und ihre Freunde” und “im Homeoffice ist das doch alles nicht zu schaffen”??? Diese Kinder tun mir wirklich leid!

    1. lepuseuropeus sagt:

      Sind das jene Experten, die unsere Kinder sofort in Homeschooling geschickt haben, die die Geimpften gegen die Ungeimpften aufstacheln und die meinen die Kinder müssen das Mobbing eben ertragen? Man kann allen Eltern empfehlen ihre Kinder vor dieser Gesellschaft zu schützen!

  • Diodorus Siculus sagt:

    “Das ist eine Entwicklung, die uns mit Sorge erfüllt. Denn die Kinder brauchen das soziale Umfeld der Schule” – Jetzt auf einmal kommens drauf. Bei den Lockdowns und dem Einsperren der Kinder die letzten 1,5 Jahre war das egal. Heuchler!

    1. michichi sagt:

      Genau das Selbe dachte ich mir ebenfalls 👍

  • fewe sagt:

    Die Qualität der öffentlichen Schulen ist heute derart schlecht, dass es die Eltern kaum schlechter machen können. Vor allem in Wien ist man während der Volksschule in der Hauptsache mit Sprachschwierigkeiten beschäftigt. Kritisieren dürfen die Eltern das auch nciht, weil das wäre ja fremdenfeindlich und nicht kultursenisbel und ihr Kind wird dann womöglich von den Lehrern sekkiert als Kind von Nazi-Eltern.

    So weit ich bis jetzt davon gelesen haben, haben sich eben während der Lockdowns Lerngruppen gebildet und da geht sicher mehr weiter als in einem Schulsystem, aus dem nach 9 Jahren Schulbesuch ein nicht unerheblicher Teil nicht einmal anständig lesen, schreiben und rechnen kann. Das muss man erst einmal schaffen in 9 Jahren.

    So keine Lehrer wie diese Lehrer sind die Eltern nicht – in Anlehnung an Alfred Polgar (glaube ich).

    1. fewe sagt:

      Noch ergänzend: Etwas mehr als 1000 Kinder – und wenn es 2000 werden sollten – ist aber kein großartiges Drama. So viele sind das nicht.

  • H.Rieser sagt:

    Da das aktuelle soziale Umfeld der Schule für die Entwicklung von Kindern suboptimal ist, ist eine Abmeldung in Sinne des Kindeswohls.

  • Dr.P sagt:

    Ich wurde auch einen großen Teil zu Hause unterrichtet und habe es trotzdem zum Doktor geschafft. Man sollte sich also nicht allzugroße Sorgen machen, da unser Bildungssystem zu wünschen übrig lässt.

    1. Wiesonet sagt:

      Damals gabs sicher kein Corona und die Eltern konnten es sich leisten, dass die Mutter zuhause bleiben konnte um Sie zu betreuen.
      Zum Dank wird dieser Elternteil jetzt wenn überhaupt nur eine geringe Alterspension beziehen dürfen. Aber Sie als Doktor werden dafür ohnehin eine ordentliche Unterstützung an die Eltern leisten oder?