Burgenlands SPÖ-Klubchef Roland Fürst geht in die Offensive – und spart weder an Kritik an der Regierung noch an der eigenen Parteiführung. Besonders Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) bekommt im Polit-Talk „Das Gespräch“ sein Fett ab.

Dieser hatte bei seiner Pressekonferenz erklärt, „die Zeit des Redens sei vorbei“. Das sorgte bei Fürst für heftigen Ärger: „Wie weit soll – nach neun Monaten im Amt – diese Provokation noch gehen? Das ist ein Ausdruck jener ÖVP-Politik, die mit viel Rhetorik, aber wenig Substanz agiert. Die Menschen haben das satt.“

SPÖ-Kritik an sich selbst: „Niemand konnte mir den Mehrwert erklären“

Doch auch der Blick nach innen fällt scharf aus: Fürst beklagt fehlende inhaltliche Klarheit in seiner eigenen Partei. Die entscheidende Frage sei: „Was ist der Mehrwert der SPÖ für Österreich?“ – eine Antwort darauf habe ihm niemand liefern können. Lediglich das Argument, FPÖ-Chef Herbert Kickl als Kanzler zu verhindern, sei gekommen. Das sei zu wenig.

„Widerstand gegen Babler ist da“

Auch Parteichef Andreas Babler gerät ins Visier. „Der Widerstand gegen Babler ist da“, sagt Fürst offen. Die Unzufriedenheit habe weniger mit den Personen in der Bundespartei zu tun, sondern sei Folge der unklaren Regierungskonstellation mit ÖVP und NEOS. Der Spielraum für echte sozialdemokratische Politik sei angesichts der wirtschaftlichen Lage begrenzt, so der burgenländische SP-Grande.

ÖVP „abgehoben“ – und reif für die Opposition

Fürst fordert auch eine politische Auszeit für die Volkspartei: „Eine Partei, die seit 38 Jahren durchgehend regiert, muss endlich auf die Oppositionsbank.“ Die ÖVP agiere „abgehoben“ und habe den Kontakt zur Realität verloren. Als Beispiel nennt er die Causa rund um Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer. Die Volkspartei weise „keine Fehlerkultur“ auf – das müsse sich ändern.

Sachslehner: Mitte-links-Regierung spaltet die Bevölkerung

exxpress-Kolumnistin Laura Sachslehner warnte in der Runde vor einer zunehmenden Politikverdrossenheit: „Die Menschen haben im Vorjahr eigentlich für einen Mitte-rechts-Kurs gestimmt. Dass daraus eine Mitte-links-Regierung wurde, sorgt für Frust – und das spiegelt sich in den Vertrauenswerten wider.“