Hier blühen Hippies in Vintage-Klamotten auf, meditieren Yogis in den Parks. Portland im US-Bundesstaat Oregon, die Stadt der Rosen und des Regens, ist eigentlich das Abziehbild der progressiven US-Stadt im pazifischen Nordwesten: Weed-Läden reihen sich an Mikrobrauereien, Fahrradcafés an Nachhaltigkeitsinitiativen. Doch seit Samstag hat Portland einen neuen Ruf: Präsident Donald Trump bezeichnet es als „kriegverwüstete“ Stadt und kündigte an, Militär in die Stadt zu schicken, um die Einwanderungs- und Abschiebebehörde ICE vor „inländischen Terroristen“ zu schützen.

Progressive Portländer reagierten daraufhin mit Spott und Bildern aus dem Alltag: sonnige Spaziergänge im Washington Park, lachende Familien bei Streetfood-Märkten, friedliche Cafés ohne einen Hauch von Chaos. Auch Lokalpolitiker schalteten sich ein: Bürgermeister Keith Wilson erklärte, Trump würde in Portland keine Gesetzlosigkeit finden, „es sei denn, er plant, sie selbst zu verursachen“. Die Gouverneurin von Oregon wies den Plan zurück: „Portland ist in Ordnung – wir brauchen keine Truppen.“

Vermummte belagern Tag und Nacht die ICE-Geschäftsstelle in PortlandNius.de/download

Die dunkle Seite von Portlandia

Doch so einfach ist es nicht. Portland hat über Jahre den Ruf einer Brutstätte linksextremer Gewalt bekommen, die konservativen Stimmen oft mit Brutalität begegnet. Die Stadt, die sich als Bollwerk gegen Faschismus inszeniert, beherbergt Antifa-Gruppen wie „Rose City Antifa“, die mit militanter Rhetorik und Taktiken operieren – häufig getarnt als Proteste.

Der Journalist Andy Ngo, der seit Jahren über diese Gruppen berichtet, wurde selbst zum Ziel. 2019 verprügelte ihn ein Antifa-Mob in Portland so schwer, dass er eine Gehirnblutung erlitt – ein Angriff, den linke Aktivisten online feierten. Ngo, aus einer vietnamesischen Flüchtlingsfamilie stammend und vor kommunistischer Unterdrückung geflohen, wurde als „Faschist“ diffamiert. Kürzlich postete ein Portland-Antifa-Mitglied Videos, in denen er auf Fotos von Ngo und dem Konservativen Charlie Kirk schießt, begleitet von Drohungen.

Vermummt und verkleidetet protestieren Antifa-Aktivisten vor OrtNius.de/Download

Molotow-Cocktails und Waffen

Ngo dokumentierte zudem, wie Antifa-Mitglieder mit Molotow-Cocktails und Waffen agierten, darunter den Mord an Aaron Danielson, einem Trump-Anhänger, der von einem selbsternannten Antifa-Mitglied erschossen wurde. 2021 jagte eine Antifa-Meute Ngo durch die Straßen, tackelte ihn und prügelte auf ihn ein, während er um Hilfe flehte.

Die Black-Lives-Matter-Proteste 2020 eskalierten in Portland zu über 100 Nächten der Zerstörung: Antifa-Mitglieder zündeten Gebäude an, attackierten Polizisten, verwüsteten Straßenzüge und machten die Stadt zur No-Go-Zone. Bundesagenten mussten eingreifen, um die linksextreme Anarchie einzudämmen, die Millionenschäden und Verletzte forderte.

Vergangene Woche organisierten örtliche Antifa-Gruppen Ausschreitungen in Eugene: Am 23. September mobilisierten sie für eine „direkte Aktion“ gegen Behördengebäude, brachten Schilde und Waffen mit, um Journalisten zu belästigen und die Behörde anzugreifen. „Bringt Schutzausrüstung und eure ungezügelte Portland-Energie“, hieß es in einem Flyer.

Bürgermeister Keith WilsonNius.de/download

Rose City Antifa und Guillotinen

Diese extreme Schlagseite Portlands wurzelt in soziokulturellen und politischen Faktoren. Oregon ist ein Bollwerk der Demokraten: Seit 1988 hat der Staat bei jeder Präsidentschaftswahl demokratisch gewählt, und die Partei kontrolliert das Gouverneursamt, beide Kammern und die Mehrheit der Kongresssitze. Republikaner schneiden hier meistens schwach ab. Bei den letzten drei Präsidentschaftswahlen holte Donald Trump in Oregon lediglich 39,09 Prozent (2016), 40,37 Prozent (2020) und 40,97 Prozent (2024).

Diese Dominanz schafft ein Vakuum, in dem radikale Linke ungestört gedeihen: Lokale Politiker wie der Bürgermeister oder Stadtratsmitglieder bagatellisieren oft die Gewalt, um ihre progressive Basis nicht zu verprellen. Die Westküsten-Attitüde – geprägt von Umweltschutz, Individualismus und Anti-Establishment-Haltung – vermischt sich mit dem Einfluss zahlreicher Universitäten wie der Portland State University. Portlands Geschichte ist paradox: Gegründet als weiße Utopie mit rassistischen Gesetzen im 19. Jahrhundert, entwickelte sich daraus eine Kultur des Widerstands gegen Faschismus, die in Gruppen wie Rose City Antifa (seit 2007) mündet. Diese „Antifaschisten“ sehen sich als Wächter gegen Rechte, doch ihre Methoden – von Vandalismus bis zu Angriffen – untergraben den demokratischen Diskurs und fördern eine Kultur der Intoleranz. In einer Stadt, die sich als progressiv geriert, wird Extremismus sozial akzeptiert, solange er links ist.

Katie Daviscourt, eine Journalistin von The Post Millenial, begleitete ICE-Mitarbeiter und dokumentierte die jüngste Belagerung: Seit über 90 Tagen harrt die Antifa vor der Einrichtung aus. Die Demonstranten werfen Steine, zünden Feuerwerkskörper und greifen Agenten an. Die Beamten der Federal Protective Service arbeiten 12-Stunden-Schichten, selbst nicht-weiße Offiziere werden als „Verräter“ verunglimpft. „Wir haben mehrere Angriffe auf Bundesbeamte erlebt“, sagt ein Direktor in einer Dokumentation von Daviscourt, während die Linksradikalen vor seiner Arbeitsstätte auch schon Guillotinen als Symbol der Drohung deponierten. Die Moral der Offiziere ist hoch, doch der ständige Hass zehrt: „Es trägt an der Moral, aber wir tun unsere Pflicht.“

Auf dem Weg zur Eskalation

Nun könnte die Stadt wieder bundesweite Schlagzeilen machen – und zum Schauplatz schwerer Ausschreitungen werden. Nach Trumps Ankündigung dürfte sich der Konflikt um die Behörde ICE, die aktuell Abschiebungen im großen Stil durchsetzt, zuspitzen. Am Samstag kreisen Black-Hawk-Hubschrauber über der Stadt. Am Abend haben sich etwa 100 Demonstranten vor der ICE-Einrichtung eingefunden, viele von ihnen vermummt und in Schwarz gekleidet wie eine Schattenarmee. „Whose streets? Our streets!“, skandieren sie, während sie Passanten und Journalisten anpöbeln.

Graffiti schmückt die Wände: „Kill Pigs“, „We got the guillotine“. Die amerikanische Flagge wird verbrannt, Flammen lodern auf dem Asphalt, und als eine Streamerin fragt, warum das bei einem Protest sein müsse, wird sie von der Meute gejagt. Fäuste fliegen, Skateboards werden als Waffen eingesetzt, ein Auto wird attackiert, Spiegel abgerissen. Die Mobmentalität hält schon am Vorabend der großen Proteste in der südlichen Downtown Einzug.

Der Ausblick ist düster: Das Wochenende steht im Zeichen der Gewalt. Portland und Trump stehen auf Kriegsfuß, und für viele Linksextreme bedeutet ICEs Abschiebepraxis die Rückkehr des Faschismus. Am Sonntagnachmittag werden Hunderte vor der Einrichtung erwartet, darunter militante Gruppen, die zu Eskalation aufrufen. Die Antifa gilt in den USA seit vergangener Woche offiziell als Terrororganisation.

In der aktuellen Diskussion um die Antifa und ihre Aktivitäten in Österreich sorgt eine Aussage von Justizministerin Anna Sporrer für Aufsehen. Auf die Frage, ob die Antifa in Österreich als Terrororganisation eingestuft werden könne, antwortete sie: „Ich kenne die Organisation Antifa als solche nicht, daher meine ich, dass man eine Organisation, die es als solche nicht gibt, nicht als Terrorgruppe einstufen kann.“ Exxpress berichtete.