Wiener Antiquar vor Gericht: Prozess wegen NS-Wiederbetätigung startet
Der 77-jährige Buchhändler soll NS-Werke ohne Einordnung verkauft haben. Die Staatsanwaltschaft sieht einen Verstoß gegen das Verbotsgesetz – die Verteidigung spricht von einem „aufrechten Antifaschisten“.
Am Donnerstag wird am Wiener Landesgericht wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung gegen den angesehenen Wiener Antiquar Rainer Schaden verhandelt, der die Universitätsbuchhandlung in der Sonnenfelsgasse betreibt. Er hatte in seinem Webshop Werke aus der NS-Zeit angeboten, die er aus dem Nachlass der Historikerin Brigitte Hamann erworben hatte. Damit soll er gegen das Verbotsgesetz verstoßen haben. Eine rechtsextreme Gesinnung wird dem 77-Jährigen nicht unterstellt.
Verteidiger optimistisch
Aus Sicht der Staatsanwaltschaft hätte Schaden das Propagandamaterial nicht ohne nähere Erklärung oder Aufbereitung öffentlich anbieten und nur unter bestimmten Voraussetzungen an andere herausgegeben dürfen. Der Besitzer von derartigem Material müsse gewährleisten, dass diese nicht zur Wiederbetätigung verwendet werden. Das sei im konkreten Fall unterblieben.
Dem traten zuletzt Schadens Verteidiger Lukas Kollmann und Michael Pilz entgegen. “Wir sind optimistisch, dass das Strafverfahren ein gutes Ende nehmen wird. Wir werden versuchen, das Gericht von der Unschuld unseres Mandanten zu überzeugen”, hieß es gegenüber der APA. Beim Angeklagten handle es sich um einen “aufrechten Antifaschisten” und einen Buchhändler mit jahrzehntelanger Erfahrung, der sich der Wissenschaft verschrieben habe.
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