Woke gegen Woker: Cancel Culture frisst ihre Kinder – Links cancelt Linkere
Nach einem Shitstorm fliegt Feministin Gertraud Klemm aus einem Buchprojekt – von Linken gecancelt. Jetzt rebellieren prominente Stimmen aus dem eigenen Lager gegen die autoritären Auswüchse der Identitätspolitik.
Von der gefeierten Romanautorin zur „Feindin des Fortschritts“ – binnen Tagen. Die Wiener Feministin und Biologin Gertraud Klemm wurde nach einem Social-Media-Shitstorm aus einem Buchprojekt des renommierten Leykam-Verlags geworfen. Der Vorwurf: angebliche Transfeindlichkeit. Der Verlag distanzierte sich öffentlich, tilgte ihren Beitrag aus dem Band „Pen!smuseum“ – auch die beiden Autorinnen Mareike Fallwickl und Eva Reisinger, mit denen Klemm über Jahre befreundet war, gingen öffentlich auf Abstand. Ein Vorgang, der viele Linke sprachlos macht.
Wie die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) berichtet, sei der Stein durch einen Mini-Shitstorm auf Instagram ins Rollen gekommen – orchestriert von einer kleinen, aber besonders lauten Gruppe, die Klemm als „TERF“ (Trans-Exclusionary Radical Feminist) abstempelte. Der Grund? Zwei differenzierte Gastkommentare in der Tageszeitung Der Standard, in denen Klemm die komplette Auflösung biologischer Geschlechter kritisch hinterfragte – wohlgemerkt ohne Feindseligkeit, aber mit klarem Standpunkt.
Das linke Lager wehrt sich – endlich
Was danach folgte, erinnert eher an autoritäre Systeme als an offene Diskurskultur: sofortige Distanzierung, Canceln, öffentliches Schweigen der Branche. Doch diesmal ist etwas anders. Die linke Wochenzeitung „Falter“ veröffentlichte Klemms gestrichenen Beitrag in voller Länge. Der linke Publizist Robert Misik schrieb im Onlinemedium zackzack ein wütendes „J’accuse“ gegen die „autoritäre Linke“ und forderte eine Rückkehr zu offenem Streit – ohne Angst vor ideologischen Säuberungen. Immer mehr Linke schließen sich dieser Sichtweise an.
Auch ein politisches Beben begleitet die Debatte: Wie der exxpress bereits berichtete hat Faika Nagashi, grüne Ex-Abgeordnete und LGBTQ-Aktivistin, die Partei verlassen. Sie betont, dass viele große Kämpfe bereits gewonnen wurden doch statt einer Befriedung habe sich der Aktivismus auf neue Themen verlagert, in denen zunehmend mit moralischem Druck gearbeitet werde.
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