Einige brasilianische Nutzer erhielten gestern wieder Zugriff auf die Plattform, was für Verwirrung sorgte. Dies führte zu Spekulationen darüber, ob das Urteil aufgehoben wurde.

Doch die Wiederherstellung des Zugangs war lediglich das Resultat eines Netzwerkwechsels des Unternehmens, wie „X‟ mitteilte. “Der Zugang wurde nur versehentlich und vorübergehend wiederhergestellt”, erklärte das Unternehmen. Man erwarte, dass die Plattform bald erneut blockiert werde. Zudem betonte die brasilianische Telekom-Regulierungsbehörde „Anatel‟, dass sich an der gerichtlichen Entscheidung zur Sperrung von „X‟ offiziell nichts geändert habe.

Auch der brasilianische Verband der Internet- und Telekommunikationsanbieter (Abrint) führt die temporäre Verfügbarkeit auf ein Netzwerk-Update bei „X‟ zurück. Dieses Update ermögliche die Nutzung neuer IP-Adressen, die eine Blockade der Plattform erschweren. Viele dieser Adressen sind mit anderen Diensten wie Banken und großen Internetplattformen verknüpft, was eine gezielte Sperre nahezu unmöglich macht. „Abrint‟ erklärte dazu: „Die strukturellen Änderungen bei „X‟ machen das Blockieren der App viel komplizierter.“

Meinungsfreiheit im Visier: Musk vs. Moraes

Die Sperrung von „X‟ in Brasilien hatte eine hitzige Debatte über die Meinungsfreiheit ausgelöst. Hintergrund ist ein Streit zwischen Elon Musk und dem brasilianischen Richter Alexandre de Moraes, der Musk beschuldigte, gerichtliche Auflagen zur Bekämpfung von Desinformation zu ignorieren. Musk hatte scharf auf die Sperrung reagiert und Moraes als „bösen Diktator“ bezeichnet.

„X‟-Nutzer trotzen der Sperre

Durch das Netzwerk-Update scheinen nun einige Nutzer Wege gefunden zu haben, die Sperre zu umgehen. Ein Nutzer kommentierte auf der Plattform: „Richter Alexandre de Moraes: Ich habe kein VPN verwendet, um hier reinzukommen. Ich öffnete einfach die App und stellte fest, dass sie funktionierte.“ Moraes verkündete daraufhin, dass ein solches Umgehen der gerichtlichen Anordnung mit einer Geldstrafe von bis zu 50.000 Real geahndet werden könnte.

Zukunft der Plattform in Brasilien ungewiss

Obwohl „X‟ erwartet, dass der Zugang zur Plattform bald erneut blockiert wird, setzt das Unternehmen weiterhin auf Verhandlungen mit der brasilianischen Regierung. Der Ausgang dieses Konflikts bleibt unvorhersehbar, doch eines ist klar: Der Disput um „X‟ offenbart deutlich, wie gering die brasilianische Regierung die Meinungs- und Pressefreiheit tatsächlich wertschätzt.