Kellermayr hatte unter anderem auf ihrer Homepage berichtet, dass sie monatelang in unregelmäßigen Abständen Repressalien bis hin zu Morddrohungen “aus der Covid-Maßnahmengegner- und Impfgegner-Szene” ausgesetzt gewesen sei. Das bestätigte die Polizei damals auch, Ermittlungen dazu wurden eingeleitet. Die Medizinerin hatte über längere Zeit Polizeischutz erhalten, nach eigenen Angaben aber auch selbst rund 100.000 Euro für Schutzmaßnahmen ausgegeben.

Staatsanwaltschaft Wels hat das Verfahren eingestellt

Die Staatsanwaltschaft Wels hatte im Juni das Ermittlungsverfahren gegen einen deutschen Verdächtigen eingestellt – mit der Begründung, man sei nicht zuständig, sondern deutsche Behörden. Eine Hacker-Aktivistin machte allerdings zwei Deutsche ausfindig, die Droh-E-Mails verfasst haben sollen.

In Österreich ermittelt die Polizei weiter gegen unbekannte Täter, weil davon auszugehen sei, dass die Vorwürfe mehrere Personen betreffen, wie es seitens der Ermittler heißt. An diesen Ermittlungen ändere auch der Tod der Frau nichts, man warte nach wie vor auf den Abschlussbericht der Polizei, so eine Staatsanwaltschaftssprecherin.

VdB: "Einschüchterung muss beendet werden"

Am Freitagnachmittag haben sich Trauernde vor dem Gesundheitsministerium in Wien versammelt, um der verstorbenen Ärztin zu gedenken. Bundespräsident Alexander Van der Bellen rief in einer Twitter-Botschaft dazu auf, “dieses Einschüchtern und Angst machen” zu beenden: “Hass und Intoleranz haben in unserem Österreich keinen Platz. Finden wir am Ende immer einen Weg, friedlich miteinander zu leben. Stärken wir den Zusammenhalt”. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), dessen Rücktritt die Ärztin vor zwei Tagen noch gefordert hatte, reagierte ebenfalls bestürzt auf die Nachricht vom Tod Kellermayrs: Sie habe “ihr Leben der Gesundheit und dem Wohlergehen anderer gewidmet. Morddrohungen gegen sie und ihre Mitarbeitenden waren brutale Realität. Hass gegen Menschen ist unentschuldbar. Dieser Hass muss endlich aufhören”, schrieb er auf Twitter.

Ludwig: "Hass keinen Raum geben"

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) reagierte ebenfalls per Tweet auf den Tod der Ärztin, dieser zeige, “dass wir Hass und Intoleranz in unserer Gesellschaft keinen Raum geben dürfen. Das respektvolle Miteinander und der soziale Zusammenhalt müssen einmal mehr angesichts dieses tragischen Ereignisses im Vordergrund stehen.” Tief betroffen zeigte sich auch SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, selbst Medizinerin, auf Twitter: “Sie vertrat einfach ihren ärztlichen Standpunkt u. wurde Opfer von Hass. ÄrztInnen, wie sie es war, brauchen Schutz u. Unterstützung.”

Landau plant Veranstaltung zum Gedenken

Am Montag ist eine Gedenkveranstaltung für Kellermayr in Wien geplant. Daniel Landau, Organisator und Initiator von #YesWeCare, gab auf Twitter bekannt, eine Veranstaltung für 20 Uhr am Stephansplatz angemeldet zu haben.

Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich. Infos für Jugendliche gibt es unter www.bittelebe.at)