ZDF-Interna: Andreas Halbach sieht „ein Exempel statuiert“ gegen Kritiker
Nach seiner Aussage im NRW-Landtag wirft ZDF-Investigativjournalist Andreas Halbach dem Sender vor, ihn faktisch zu blockieren: Chefs vom Dienst verweigerten die Zusammenarbeit, ein Beschwerdeverfahren laufe. Er fordert „innere Rundfunkfreiheit“ und ein verbindliches Redaktionsstatut.
Der langjährige ZDF-Frontal-Reporter Andreas Halbach hat im Cicero-Interview schwere Vorwürfe erhoben: Nach seiner ÖRR-Kritik im Landtag Nordrhein-Westfalen sei er in der Redaktion isoliert, Projekte lägen „auf Eis“. Halbach spricht von Einschüchterung – und verlangt Reformen, die redaktionelle Unabhängigkeit dauerhaft absichern sollen.
BREAKING: Guckt euch diesen 3-minütigen Originalvideoausschnitt (!) 👇 aus dem Kulturausschuss in NRW vom 25.9.2025 an, der Redakteur von ZDF – Frontal Andreas Halbach spricht offen und ehrlich als geladener Sachverständiger über die Begrenzung der Meinungsfreiheit und… pic.twitter.com/CMskI8LfS4
— Andreas Schreiner (@AndreasS2904) September 26, 2025
„Blockade nach Landtagsaussage“
Halbach arbeitet seit über 20 Jahren für ZDF Frontal. Er hat dort über 300 Beiträge für ZDF Frontal erstellt und gehört so zu den “produktivsten Investigativreportern des Senders”. Nach seiner Kritik im Medienausschuss hätten mehrere Chefs vom Dienst die Zusammenarbeit verweigert; eine laufende Recherche sei gestoppt. Parallel wurde laut Halbach ein Verfahren nach der ZDF-Leitordnung eingeleitet – mutmaßlich wegen angeblich fehlender „vertrauensvoller Zusammenarbeit“. Dabei fragt sich Halbach nicht zu unrecht: “Wenn Sachverständige nach einer parlamentarischen Anhörung für ihre Kritik von einer öffentlich-rechtlichen Institution sanktioniert werden, wer wird künftig noch bereit sein, seine Praxiserfahrung in ein Gesetzgebungsverfahren einzubringen?”
„Signal mit Abschreckungswirkung“
Der Reporter sieht ein „Exempel“ gegen interne Kritik: “Wenn kritische Stimmen intern sanktioniert werden, gefährdet das die Glaubwürdigkeit des gesamten Systems.” Er verweist auf einen von ihm recherchierten WDR-Fall: eine langjährige freie Mitarbeiterin sei nach Kritik gekündigt worden. Solche Fälle sprächen sich herum und haben eine “Signalwirkung”.
Streit im Haus: Unterstützer und Gegenstimmen
Im ZDF gebe es Zuspruch und Berichte über ähnliche Erfahrungen, sagt Halbach. Zugleich steht eine öffentliche Erklärung von 26 Frontal-Mitarbeitern gegen seine Vorwürfe. Aus Halbachs Sicht stammten “80 Prozent der Unterzeichner aus unsicheren Beschäftigungsverhältnissen der freien Mitarbeit und sind auf die Vertragsverlängerung durch die Redaktionsleitung angewiesen”, viele Festangestellte hätten nicht unterschrieben. Seine Erfahrung im Haus: “…meine frühere Arbeit im Personalrat hat mir gezeigt, dass im ZDF vieles zu sehr von Hierarchien und zu wenig von Selbstreflexion geprägt ist.”
Forderungen: Statut und starker Rechtsweg
Halbach verlangt ein verbindliches Redaktionsstatut zur „inneren Rundfunkfreiheit“ und ein Beschwerdesystem bis in den ZDF-Fernsehrat – als Kontrolle des Intendanten. Seine investigative Arbeit, etwa zu „Fernwärme-Abzocke“, dürfe nicht blockiert werden. Schließlich zahlen die Bürger jährlich Milliarden für den ÖRR-Auftrag.
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