Es war der jüngste Vorstoß von EU-Ratspräsident Charles Michel, der für kontroverse Diskussionen gesorgt hat. Der mächtige Belgier sprach sich für einen baldigen Eintritt der Ukraine in die EU aus. Schon 2030 sei dies seiner Meinung nach möglich. „Die Ukraine kann 2030 zur EU gehören, wenn beide Seiten ihre Hausaufgaben machen“, hatte Michel dem „Spiegel“ gesagt.  Es war wie eine Ohrfeige für die Länder des Westbalkans, die seit vielen Jahren auf eine Mitgliedschaft drängen.

Für die Kritiker des Michel-Plans sind die Worte des früheren EU-Bosses Jean-Claude Juncker nun Wasser auf die Mühlen. Der immer noch präsente und populäre Luxemburger erteilte dem Vorhaben eine klare Absage und warnte eindringlich: „Wer mit der Ukraine zu tun gehabt hat, der weiß, dass das ein Land ist, das auf allen Ebenen der Gesellschaft korrupt ist“, sagte er in einem Interview gegenüber der Augsburger Allgemeinen Zeitung.

Juncker plädiert für einen "Teil-Beitritt" von Moldau und der Ukraine

Auch dem Land selbst gegenüber, sei ein solches Vorgehen nicht fair, so Juncker. „Man darf den Menschen in der Ukraine, die bis zum Hals im Leid stecken, keine falschen Versprechungen machen.“ Dennoch müsse eine Beitritts-Perspektive für Moldau und die Ukraine bestehen bleiben, „die sich so tugendhaft wehrt und europäische Werte verteidigt.“ Es müsse möglich sein, dass diese Länder „an Teilen der europäischen Integration teilnehmen können“, sagte Juncker: „Wir sollten darauf hinwirken, dass so etwas wie ein teilweiser Beitritt möglich wird.“