Wie man eine Zahl schönreden kann, durften die Zuhörer Mittwochfrüh im Ö1-Morgenjournal erleben. US-Präsident Donald Trump warnte bei den Vereinten Nationen vor den Folgen illegaler Migration und nannte Österreich als Negativbeispiel: Rund 53 Prozent der Gefängnisinsassen sind ausländische Staatsbürger – der exxpress berichtete.

Ein Redakteur versuchte, diese Angabe zu relativieren: „Diese Zahl stimmt grundsätzlich, aber sie ist aus dem Zusammenhang gerissen, da nicht zwischen EU-Bürgern und anderen Ausländern unterschieden wird“, beklagte er. Das sei „fast perfide“, denn die Zahl sei zwar korrekt, aber sie belege nicht das, was Trump behauptet.

Doch lässt sich diese Zahl wirklich so einfach entkräften? Wer genauer hinschaut, stellt fest: Trumps Warnung vor illegaler Migration wird durch diese Zahl durchaus gestützt.

Deutlich mehr Drittstaatsangehörige als EU-Bürger im Gefängnis

Anfang Jänner 2024 waren von 10.013 Insassen 47,5 Prozent – also 4.757 – österreichische Staatsbürger. Von den verbleibenden 52,5 Prozent stammten 1.917 aus EU-Staaten und 3.221 aus Drittstaaten. Das bedeutet: 32,2 Prozent der Häftlinge kommen aus Drittstaaten. Bei 118 Insassen (1,2 Prozent) war die Staatsbürgerschaft unbekannt, was ebenfalls auf Drittstaatenangehörige hinweist. 19,1 Prozent aller Häftlinge stammten aus einem EU-Staat – deutlich weniger.

Der Anteil an Häftlinge aus EU-Staaten ist mit 19,14 Prozent deutlicher geringer, als jener an Drittstaatsangehörigen.www.justiz.gv.at/Screenshot

Kurz: Ein Drittel der Häftlinge stammt nicht aus der EU – ein beachtlicher Anteil. Zieht man die Drittstaatsangehörigen unter den Gefängnisinsassen ab, bleibt ein Anteil von nur noch 28,7 Prozent ausländischer Insassen. Die von Trump genannte Zahl unterstützt also seine Warnung, auch wenn sie natürlich nicht das ganze Bild zeigt.

Übermäßig hoher Anteil gemessen an der Größe der Gesamtbevölkerung

Noch beachtlicher wird die Zahl, wenn man den Anteil der Drittstaatsangehörigen in den Gefängnissen mit ihrer Präsenz in der Gesamtbevölkerung vergleicht. Knapp zehn Prozent der in Österreich lebenden Menschen kommen aus Nicht-EU-Staaten. Ihr Anteil an den Gefängnisinsassen ist mit einem Drittel mehr als dreimal so hoch. Im Vergleich dazu machen österreichische Staatsbürger fast 80 Prozent der Gesamtbevölkerung aus – in den Gefängnissen jedoch weniger als die Hälfte.

Häftlinge stellen – zum Glück! – nur einen winzigen Anteil der Bevölkerung. Dass nicht alle Personengruppen im gleichen Ausmaß kriminell werden, zeigt sich aber auch hier: Von allen Drittstaatsangehörigen in Österreich sitzen 0,35 Prozent im Gefängnis, bei EU-Bürgern liegt dieser Anteil bei 0,20 Prozent, bei österreichischen Staatsbürgern bei nur 0,065 Prozent.

Knapp 51 Prozent aller ausländischen Staatsbürger kommt aus der EU.Statisches Jahrbuch Migration & Integration /Integrationsfonds

Afghanen, Syrer und Iraker stechen hervor

Dieser Trend zeigt sich auch bei den Verurteilten: Laut dem Statistischen Jahrbuch „Migration & Integration“ waren 46,1 Prozent der 25.400 Verurteilten im Jahr 2024 ausländische Staatsbürger. Besonders auffällig ist der Anteil von 6,5 Prozent aus Afghanistan, Syrien oder dem Irak, der einen überproportionalen Anteil der ausländischen Straftäter ausmacht – diese Nationalitäten stellen nur 1,8 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Verurteilte: Afghanen, Syrer und Iraker machen 6,5 Prozent aus.Statisches Jahrbuch Migration & Integration /Integrationsfonds

Auch die Haftquoten bestätigen diesen Trend: 0,28 Prozent der ausländischen Staatsbürger sind in Haft, bei afrikanischen Staatsangehörigen liegt dieser Anteil bei 1,21 Prozent, bei Afghanen, Syrern und Irakern noch höher.

Übrigens: Der Anteil dieser drei Nationalitäten ist auch bei den Opfern überdurchschnittlich hoch. 35,9 Prozent der Opfer von Straftaten waren ausländische Staatsangehörige, Afghanen, Syrer und Iraker waren mit 3,4 Prozent besonders häufig betroffen.

Übermäßig viele Migranten sind auch Opfer von Gewalt.Statisches Jahrbuch Migration & Integration /Integrationsfonds

Die illegale Migration hat Österreichs Haftanstalten verändert

Was man nach einem genaueren Blick auf die von Trump genannten Zahlen sagen kann: Die Kriminalitätsrate variiert je nach Herkunft. Somit spielt Herkunft auch eine entscheidende Rolle bei der Kriminalitätsbelastung.

Dabei geht es natürlich um illegale Migration – um Menschen, die zu einem überwiegenden Teil über Schlepper nach Österreich gekommen sind, vor allem seit 2015. Die Zahl der Syrer, Afghanen und Iraker hat sich in den vergangenen zehn Jahren tatsächlich mehr als verfünffacht – von 31.907 auf 168.470.

Deutliche Veränderungen in zehn Jahren, wie die beiden Balken bei jeder Herkunftsgruppe belegen.Statisches Jahrbuch Migration & Integration /Integrationsfonds