7,7 Mio. Euro für Häftlings-Zähne: FPÖ warnt vor Kostenexplosion
Zehntausende Zahnfüllungen, Millionen an Kosten, kaum Selbstbehalt: Die hohen Gesundheitsausgaben in österreichischen Gefängnissen sorgen für politische Aufregung. Die FPÖ fordert ein Ende der „überbordenden Privilegien” auf Kosten der Steuerzahler.
Wie die Heute berichtet, legt eine aktuelle Anfragebeantwortung aus dem Justizministerium brisante Zahlen offen. Demnach wurden seit 2022 in österreichischen Justizanstalten mehr als 50.000 Zahnfüllungen durchgeführt – mit stark steigenden Kosten. Die FPÖ sieht eine massive Schieflage und verlangt Konsequenzen.
50.000 Zahnfüllungen seit 2022
Die Zahlen stammen aus einer Antwort von SPÖ-Justizministerin Anna Sperrer auf eine Anfrage der FPÖ. Demnach wurden seit 2022 in österreichischen Gefängnissen mehr als 50.000 Zahnfüllungen bei Häftlingen vorgenommen.
Allein im laufenden Jahr 2025 sind es bereits mehr als 10.000 Behandlungen. Der FPÖ-Abgeordnete Harald Schuh präzisiert: „Im Jahr 2025 wurden bisher insgesamt 10.268 Zahnfüllungen bei Insassen durchgeführt.“
Für die Freiheitlichen ist das ein klares Warnsignal – nicht nur wegen der hohen Anzahl, sondern vor allem wegen der damit verbundenen Kosten.
EU-Verbot treibt Preise nach oben
Ein wesentlicher Kostentreiber ist das EU-weite Amalgamverbot. Anstelle der günstigeren Materialien müssen nun die teureren Silikat- und Steinzementfüllungen eingesetzt werden. Das schlägt sich direkt im Budget nieder.
„Die Kosten pro Füllung sind deshalb von 85,50 Euro auf 127,20 Euro gestiegen und müssen vom Steuerzahler getragen werden“, erklärt Schuh. Über mehrere Jahre hinweg summieren sich diese Beträge erheblich: Zwischen 2021 und 2024 verursachten Zahnbehandlungen in den Gefängnissen Gesamtkosten von rund 7,7 Millionen Euro.
Bemerkenswert aus Sicht der FPÖ ist, dass nur ein Bruchteil davon von den Insassen selbst getragen wurde. Laut den vorliegenden Zahlen kamen lediglich vier Prozent – konkret 306.020,71 Euro – aus Eigenmitteln der Häftlinge.
FPÖ fordert Selbstbehalt, kritisiert Privilegien
Angesichts dieser Entwicklung prüft das Justizministerium nun einen FPÖ-Vorschlag, der erstmals im Februar 2025 eingebracht wurde: eine Kostenbeteiligung der Häftlinge durch einen Selbstbehalt.
Für Harald Schuh ist das längst überfällig. „Man erhält rasch den Eindruck, dass die Gesundheitsversorgung in den Gefängnissen sehr großzügig ausgelegt wird, was die Insassen ausnutzen“, kritisiert er. Viele Häftlinge würden in Haft offenbar deutlich mehr Wert auf ihre Gesundheit legen als in Freiheit. Besonders auffällig sei die hohe Frequenz der Behandlungen: „Im Schnitt erhält jeder Häftling alle sechs Monate eine Plombe. Das ist mehr als auffällig – außer für das Ministerium offenbar.“
Positiv wertet Schuh, dass nun zumindest eine Kostenbeteiligung geprüft werde. „Dass nun endlich Selbstbehalte geprüft werden, ist mehr als notwendig. Der Staat muss auch hier kostenbewusster werden“, so der FPÖ-Abgeordnete.
Offen bleiben allerdings andere zentrale Fragen. So wurden Anfragen zu durchschnittlichen Wartezeiten für Operationen von Häftlingen nicht beantwortet. Schuh zeigt sich dennoch überzeugt: „Monate- und jahrelange Wartezeiten, mit denen freie Bürger oft konfrontiert werden, scheinen in Justizanstalten tendenziell kein Thema zu sein.“
Die FPÖ kündigte weitere parlamentarische Schritte an, um die Kostenentwicklung im Gesundheitsbereich der Justizanstalten transparenter zu machen und – so Schuh – „die überbordenden Privilegierungen zu beenden“.
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