Afrika als „Chancenkontinent“: Regierung zieht neue Strategie auf
Die Bundesregierung will mit einer neuen Afrika-Strategie Exporte ausbauen, Lieferketten sichern und Migration steuern. Außenministerin Meinl-Reisinger setzt damit eine alte NEOS-Forderung um – Bericht 2026, Umsetzung ab 2027.
Die Regierung hat sich auf die Ausarbeitung einer „Afrika-Strategie“ verständigt – eine langjährige NEOS-Forderung, die Außenministerin Beate Meinl-Reisinger nun umsetzen kann. Nach dem Ministerrat sprach sie von einem Projekt, das noch in den Kinderschuhen steckt, aber nun offiziell gestartet ist. Im Zentrum stehen wirtschaftliche Kooperationen, Handel und Migration, aber auch kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit.
Afrika sei der „Chancenkontinent“ mit einem Potenzial von rund drei Billionen Euro, so Meinl-Reisinger. Zahlreiche österreichische Unternehmen – von der voestalpine über den Verbund bis zur OMV – seien bereits aktiv. Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) nannte die Initiative eine „wirtschaftspolitische Notwendigkeit“ und sieht Chancen für Jobs in Afrika wie in Österreich sowie für den Aufbau robuster Lieferketten, etwa bei seltenen Erden.
Migration und Bildung als zentrale Themen
Afrika sei auch wichtiger Partner in aktuellen Sicherheitsherausforderungen, so Meinl-Reisinger. “Das nutzt uns, wenn wir dort Terror und illegale Migration bekämpfen”. Schlepperei soll bekämpft, Rückführungen effizienter gestaltet und gleichzeitig Schutzkapazitäten vor Ort ausgebaut werden und qualifizierte Zuwanderung in Mangelberufe ermöglicht werden.
Exxpress stellte die Frage, wie die Bundesregierung angesichts der massiven Christenverfolgung in Nigeria zu künftigen Kooperationen mit dem Land steht. Die Ministerin antwortete ausweichend: Die Afrika-Strategie diene in erster Linie österreichischen Interessen, sei aber auch menschenrechtsbasiert und mit EU-Initiativen wie Global Gateway verzahnt. Den konkreten Fall Nigeria wolle man sich jedoch „im Detail ansehen“ und bilateral prüfen. Wir werden es weiter für Sie beobachten.
Ernennung "Afrika-Beauftragter" geplant
Dass Österreich in Afrika aktiv werden will, hat auch geopolitische Gründe. „Wo Inaktivität besteht, entsteht ein Vakuum“, warnte Meinl-Reisinger – ein Vakuum, das China oder Russland bereits zu mindest teilweise füllen. Abgesehen davon ergänzt Hattmannsdorfer, dass die USA sich zunehmend als zunehmend unzuverlässigen Partner präsentieren.
Die Strategie soll unter Federführung des Außenministeriums entstehen, alle Ressorts einbinden und einen eigenen Afrika-Beauftragten vorsehen. 2026 soll ein Bericht ans Parlament gehen, ab 2027 oll dann die Umsetzung starten.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hatte bereits im Juli bei einem Staatsbesuch in Südafrika das Interesse an engerer Zusammenarbeit signalisiert. Meinl-Reisinger plant Mitte Oktober ihre erste Afrika-Reise nach Uganda.
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