Alle Daten aufgeflogen: Die breite Kreditkarten-Spur des Ibiza-Detektivs Julian Hessenthaler
Einzahlungen in großer Höhe, verräterische Bankomat-Abhebungen in halb Europa, Hinweise auf die “Oligarchin”: Die eu-infothek.com und der eXXpress kamen jetzt an die Kreditkarten-Daten von Julian Hessenthaler (41), er ist einer der Haupttatverdächtigen im Ibiza-Video-Krimi.
Was auf dem Tisch im eXXpress-Newsroom liegt, deckt drei Jahre des Lebens eines mutmaßlichen Kriminellen auf, der einer der meistgesuchten Österreicher war: Die Kreditkarten-Daten des Security-Söldners Julian Hessenthaler (41), der als “Ibiza-Detektiv” und Haupttatverdächtiger im Video-Krimi bekannt wurde, verraten so ziemlich alles über dessen Lebensgewohnheit in den vergangenen drei Jahren.
Und die Abrechnungen der Premium-Kreditkarte 523224900848 …. der Commerzbank zeigt noch viel mehr: Dass nämlich auf dieses Kreditkarten-Konto auch eingezahlt worden ist. Immer wieder werden ab Juli 2017 – also kurz vor dem Dreh des Ibiza-Videos in der Finca – Geldbeträge an Hessenthaler überwiesen. Einmal mehr, dann wieder weniger: Von 300 Euro aufwärts bis zu 3000 Euro an einem Tag. Das ist höchst ungewöhnlich und könnte für die Ermittler des Bundeskriminalamts eine hochinteressante Spur sein.
In einer Nacht in Wiener Nobelclub 1300 Euro bezahlt.
So fällt sofort auf, dass von Hessenthaler mit der Kreditkarte getätigte Zahlungen wie etwa die Anmietung des Tatorts auf Ibiza binnen weniger Tage wieder mit Einzahlkungen auf diese Mastercard der Commerzbank ausgeglichen worden sind: So zahlte Hessenthaler am 18. Juli 2017 2936 Euro an AirBnB und am 20. Juli wurden einmal 1500 und einmal 2000 Euro auf diese Karte überwiesen.
Ingesamt summieren sich die Einzahlungen auf diese Kreditkarte der Commerzbank auf knapp 24.000 Euro – innerhalb von nur knapp drei Jahren. Interessant auch: Am 20. Juli 2017 überwies Hessenthaler mit der Kreditkarte 604,71 an “kissandfly”, an eine Online-Plattform für günstige Flugtickets. Die Fahnder des Bundeskriminalamts könnten daraus schließen, dass es sich dabei um die Bezahlung der Tickets für den nach Ibiza eingeflogenen Lockvogel, also die falsche Oligarchin, handeln könnte. Und noch ein Posten könnte die Kriminalisten interessieren: Im April 2017, zum Zeitpunkt der Vorgespräche und Vorplanungen für den Termin mit Strache und Gudenus auf Ibiza, zahlte der Security-Mitarbeiter in einer Samstagnacht nicht weniger als 1300 Euro in einem Wiener Nobel-Club. Einen Tag zuvor speiste er vermutlich in Begleitung noch um 330 Euro bei einem Edel-Asiaten.
24.000 Euro wurden auf das Kreditkarten-Konto eingezahlt
Mit vielen Bankomat-Abhebungen in Frankreich, Spanien und Deutschland liefert Hessenthaler dem Bundeskriminalamt eine breite Spur seiner Flucht durch halb Europa: Die Beamten wissen somit, wann der jetzt in Untersuchungshaft sitzende Tatverdächtige wo war. Und noch ein Detail verrät der “Ibiza-Detektiv” mit seiner Commerzbank-Karte: Am 17. Mai 2019, als im medialen Super-Hype die wenigen Fragmente des Ibiza-Videos von der “Süddeutschen Zeitung”, dem “Spiegel” und des Wiener Wochenblatts “Falter” veröffentlicht wurden, zahlte Hessenthaler sein Parkgaragenticket in München. Sein Auto stand beim Hotel Vier Jahreszeiten in der Maximilian Straße, nur 13 Minuten entfernt von der Redaktion der “Süddeutschen Zeitung” – was sicher nur ein Zufall war.
Ab 4. Juli 2019 flossen dann wesentlich mehr Einzahlungen auf die Kreditkarte: 1000 Euro, 500 Euro, dann wieder 1250 Euro. Insgesamt wurden auf diesem Weg in nur drei Monaten 8050 Euro an Hessenthaler überwiesen.
Noch vertraulich ist, wer diese Beträge im Gesamtwert von 24.000 Euro an Julian Hessenthaler überwiesen hat. War es der zweite Haupttatverdächtige im Video-Krimi? War es der bisher unbekannte Finanzier des Coups oder ein Lobbyist im Umfeld einer politischen Partei? Oder war es Hessenthaler selbst, um gewisse Verkaufs-Erlöse oder Bargeld-Einkünfte nicht auf seinem Firmenkonto aufscheinen zu lassen? Die Ermittler des Bundeskriminalamts werden das vielleicht schon wissen, sie arbeiten bereits seit Mai 2020 an den Konto-Erhebungen . . .
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