Am Rande zum bewaffneten Konflikt: Serbien schickt Armee-Chef an Grenze zum Kosovo
Der serbische Präsident Aleksandar Vucic hat den Generalstabschef der Armee an die Grenze zum Kosovo entsandt. Die Aufgaben, die die serbische Armee erhalten habe, seien “präzise, klar” und würden “vollständig umgesetzt”, sagte General Mojsilovic. Die Situation an der Grenze sei “kompliziert und komplex” und erfordere “in der kommenden Zeit die Präsenz der serbischen Armee”.
Das Kosovo mit seiner mehrheitlich albanischen Bevölkerung hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, wird aber von Belgrad bis heute als abtrünniges Gebiet betrachtet. Beide Länder lieferten sich noch vor wenigen Jahren einen blutigen Krieg. Trotz Dialogversuchen der EU liegen sie seit Jahren immer wieder im Streit. Belgrad bestärkt die serbische Minderheit im Norden des Kosovo bei ihren Versuchen, sich der Autorität Pristinas zu widersetzen.
Im Dezember haben die Spannungen an der Grenze zu Serbien wieder zugenommen. Nächtliche Schüsse auf Polizisten und ein Angriff auf Einsatzkräfte der EU-Mission Eulex mit einer Blendgranate hatten international die Besorgnis wachsen lassen.
Schüsse bereits gefallen
Kurz bevor der Armeechef in das Grenzgebiet aufbrach, verbreiteten mehrere serbische Medien ein in Online-Netzwerken geteiltes Video, in dem Gewehrsalven zu hören waren. Ihnen zufolge handelte es sich dabei um “Kämpfe”, die am frühen Abend stattgefunden hätten. Die kosovarischen Streitkräfte hätten angeblich versucht, eine zuvor von Serben errichtete Barrikade abzubauen.
Dies wurde umgehend von der kosovarischen Polizei dementiert. Auf ihrer Facebook-Seite teilte sie mit, keiner ihrer Mitarbeiter sei an einem etwaigen Feuergefecht beteiligt gewesen. Stattdessen hat sich kosovarischen Medien zufolge eine Patrouille der Kosovo-Friedenstruppe (KFOR) in der Schusszone befunden. Die KFOR teilte am Sonntagabend mit, es seien in ihrer Nähe Schüsse gefallen. Niemand sei verletzt worden und das Auto sei unbeschädigt geblieben, als die Schüsse in der Gegend von Zubin Potok zu hören waren. Die KFOR machte keine Angaben, woher die Schüsse kamen. Etwa 3.760 NATO-Truppen halten den fragilen Frieden in der Region aufrecht. Die NATO-geführte Mission hatte erst vor wenigen Tagen ihre Präsenz in der Region verstärkt.
Am Rande bewaffneter Konflikte
Angesichts der wachsenden Spannungen im Norden des Kosovo hatte Serbiens Regierungschefin Ana Brnabic erst kürzlich vor einer Eskalation der Situation gewarnt. “Wir sind wirklich am Rande bewaffneter Konflikte”, sagte sie vergangene Woche in Belgrad. Für die Spannungen machte sie die Regierung in Pristina verantwortlich.
Im Norden des Kosovo gibt es seit Jahren Spannungen. Die etwa 50.000 Serben dort erkennen die staatlichen Einrichtungen nicht an. Die jüngsten Proteste wurden durch die Festnahme eines ehemaligen serbischen Polizeibeamten ausgelöst. Rund 50.000 Serben errichteten in der Region Straßenblockaden. Sie fordern die Freilassung des verhafteten Polizisten und weitere Zusagen, bevor sie die Barrikaden entfernen. Die Regierung des Kosovo hat die KFOR gebeten, die Barrikaden zu entfernen.
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