Trotz enormen Anstrengungen der Bundesregierung sei es bisher nicht gelungen, den Antisemitismus einzudämmen. Es gebe zudem einen Antisemitismus rechter, linker und muslimischer Ausprägung, sagt der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Oskar Deutsch, gegenüber dem ORF.

Seine Worte lassen aufhorchen. Die österreichische Bundesregierung hat nämlich die meisten Vorhaben ihrer Nationalen Strategie gegen Antisemitismus umgesetzt. Eingeführt wurden zum Beispiel eine Novelle des Verbotsgesetzes und ein Gesetz gegen Hass im Netz. Es gibt nun auch ein Zentrum für Antisemitismusforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Im Bundeskanzleramt wurde außerdem eine Abteilung zur Förderung der österreichisch-jüdischen Kulturerbes und zur Antisemitismusbekämpfung eingerichtet, diese ist Bestandteil von Integrationskursen für Asylwerber. Die Erfassung antisemitischer Vorfälle wurde ebenfalls intensiviert.

Aufflammender Antisemitismus in ganz Europa

Doch nicht nur in Österreich, in ganz Europa flammt der Antisemitismus vermehrt wieder auf. Die Szenen aus Amsterdam, wo es vor einigen Tagen zu gewaltsamen Übergriffen von mehrheitlich migrantischen Männern auf israelische Fußballfans kam, ist nur die Spitze des Eisbergs. „Ein Pogrom in den Straßen von Amsterdam. Wir sind zum Gazastreifen Europas geworden“, kommentiert der niederländische Politiker Geert Wilders auf „X“. Männer brüllten auf arabisch, jüdische Fans wurden durch die Straße getrieben, verprügelt, mit Messern angegriffen und von Autos überfahren. Die israelische Regierung sprach von einem „Pogrom“.

Viele Medien und Politiker verharmlosen die antisemitischen Ausschreitungen. Gerne wird verschwiegen, dass es sich Großteils um Muslime handelte, die die israelischen Fans regelrecht durch die Straßen jagten.

Empörung gab es auch über einen Tweet des Vizekanzlers Werner Kogler, der den antisemitischen Mob in einem „X“-Tweet als „Demonstrant:innen“ bezeichnet. Ein User stellte in einem Kommentar fest: „Zur Info keine Demonstranten … sondern Muslime die Jagd auf Juden machen“.

Ahmad Mansour: „Es waren muslimische Menschen mit Migrationshintergrund“

Einer der renommiertesten Islam-Experten im deutschsprachigen Raum, Ahmad Mansour, sagt jedoch schwarz auf weiß: „Das muss man mit aller Deutlichkeit sagen: Es waren Menschen mit Migrationshintergrund, muslimisch, meist arabisch.“ Im Podcast mit Paul Ronzheimer, stellvertretendem „Bild“-Chefredakteur, spricht Mansour, der aus einer palästinensischen Familie stammt, von einem „koordinierten Pogrom“ gegen Juden. Es handelte sich nicht um eine spontane Aktion. Über Telegram- und Whatsapp-Gruppen haben sie sich verabredet und Sachen geschrieben wie etwa, man müsse Rache an Juden und Israelis nehmen wegen der Ereignisse in Gaza.

Mansour stellt die Ausschreitungen in Amsterdam in einen größeren Kontext und warnt vor einem aufflammenden Antisemitismus: „Es geht um die Zukunft Europas und wir haben keine Antwort darauf. Wir wissen nicht, wie damit umzugehen ist.“

Die Niederlande habe nicht für die Sicherheit jüdischer Menschen sorgen können, sei komplett überfordert gewesen, hält der Experte fest. Israelische Staatsbürger mussten aus Amsterdam mit Flugzeugen evakuiert werden mit Flugzeugen, „weil diese Menschen das Gefühl haben, in Israel viel sicherer zu sein als in Europa“. Mansour fragt sich: „Was sagt uns das über Europa?“

Der niederländische König Willem-Alexander fand treffende Worte, die erschüttern: „Wir haben die jüdische Gemeinschaft während des Zweiten Weltkriegs im Stich gelassen. Letzte Nacht haben wir erneut versagt.“

40,5 Prozent aller Muslime in Deutschland teilen antisemitische Einstellungen

Eine Studie der Universität Leipzig aus dem Jahr 2020 bestätigt, dass Antisemitismus unter Muslimen weit verbreitet ist. In Deutschland teilen 40,5 Prozent aller Muslime israelbezogene, antisemitische Einstellungen, wie aus der Autoritarismus-Studie hervorgeht. Zum Vergleich: bei evangelischen Christen sind es 5,2 Prozent, bei katholischen Christen 7,1 und bei Menschen ohne Religionszugehörigkeit 9,4 Prozent.

In Deutschland nehmen antisemitische Straftaten seit längerem um jährlich 15 bis 30 Prozent zu. 2021 wurden über 3000 Fälle gemeldet. Die Zahl ging 2022 leicht zurück, aber die Gewalttaten erreichten mit 88 Fällen einen neuen Rekord, berichtete die konservative „NZZ“. Im Dezember 2023 sprach der Sicherheitsrat Israels sogar eine Reisewarnung für Deutschland aus.

Heinzlmaier: „Da sind wir beim Thema linker Antisemitismus“

Auch der Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier zeigt sich bei exxpress live entsetzt über den grassierenden Antisemitismus in Europa. „Man sieht ja, wohin man Europa geführt hat in den letzten zehn Jahren. Ich muss wieder auf die Grünen zurückkommen. Angesichts dieser Bilder und der Situation, die im Nahen Osten herrscht, haben in Deutschland die Grünen im Hintergrund versucht, die Militärhilfe für Israel zu blockieren”.

Er richtete seine Kritik an den Überhang linker Journalisten und besonders an den ORF und dessen Nahost-Korrespondenten, „der offen, immer wieder die Partei der Hamas ergreift und immer wieder Mythen über Israel erzählt. Da sind wir beim Thema linker Antisemitismus“, sagt Heinzlmaier.

Bruno Kreisky in der Kritik

In einem Exxpress-Gastkommentar anlässlich des Jahrestages des Hamas-Angriffs auf Israel, hält der israelische Journalist und Autor Eldad Beck fest: „Der Wille, Israel zu zerstören, ist weiterhin omnipräsent“. Eldad nimmt Altkanzler Bruno Kreisky in die Kritik. Er setzte sich einst dafür ein, die palästinensische Terrororganisation PLO und deren Führer Yassir Arafat salonfähig für Westeuropa zu machen.

„Kreiskys Beitrag zur Entstehung der irreführenden Idee von der “Zwei-Staaten-Lösung” war enorm und nicht zu unterschätzen. Unter dem Mantel der pseudo österreichischen Neutralität, die eigentlich in Kreiskys Zeiten nie neutral, sondern pro-arabisch war, legitimierte der ehemalige SPÖ-Kanzler die verbrecherische und barabrische Gewalt der ‘Palästinenser‘ gegen Israel“, so die Worte des israelischen Journalisten.