Antisemitismus-Krach mit Netanjahu: Macron will lieber belehren als belehrt werden
Frankreich zeigt sich dünnhäutig: Israels Premier Netanjahu warf Präsident Macron „Schwäche“ im Umgang mit der Hamas vor. Sein Appeasement heize den Antisemitismus in Frankreich an. Paris reagierte beleidigt: „Belehren lassen wir uns nicht.“ Gleichzeitig will es selbst Oberlehrer bleiben.
Lehren statt lernen? Paris weist Vorwürfe Netanjahus gegen Macron (Bild) zurückGETTYIMAGES/Nicolas Economou/NurPhoto
In einem Brief an Emmanuel Macron wirft der israelische Premier dem französischen Präsidenten vor, den Antisemitismus in Frankreich zu befeuern. Der Grund: Frankreich plant, weniger als zwei Jahre nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023, die Anerkennung eines Palästinenserstaats. Das sei „keine Diplomatie, sondern Beschwichtigung“, kritisiert Netanjahu – und belohne den Terror der Hamas, während Geiseln noch in deren Hand sind.
Netanjahu setzt eine klare Deadline: Bis zum jüdischen Neujahr am 23. September müsse Paris „Schwäche durch Handeln ersetzen“ und endlich entschlossen gegen den steigenden Judenhass im Land vorgehen – statt nur symbolische Gesten zu setzen.
Paris reagiert beleidigt
Die Reaktion aus dem Élysée-Palast kam prompt und scharf zurück: Der Vorwurf Netanjahus sei „abstoßend“ und „falsch“. Frankreich schütze seine jüdischen Bürger und brauche „keine Lektionen“ im Kampf gegen Antisemitismus. Kurz gesagt: Macron lässt sich nicht belehren – schon gar nicht von Netanjahu.
Netanjahu sieht die geplante Anerkennung mitten im Gaza-Krieg als fatales Signal, das Islamisten stärkt und den Druck auf die Hamas, Geiseln freizugeben, schwächt. Macrons Anerkennung sei vor allem innenpolitische Symbolpolitik – auf Kosten der Sicherheit. Kurz: Es geht um Realpolitik gegen Oberlehrer-Attitüde, um Sicherheit gegen politische Pose.
Alarmierende Zunahme des Antisemitismus
Besonders brisant: Seit Macrons Ankündigung, den palästinensischen Staat anzuerkennen, hat der Antisemitismus in Frankreich „angesichts der Lage in den Straßen“ deutlich zugenommen, warnt Netanjahu. Das ist ein alarmierendes Signal aus dem Land, das als demokratische Schutzmacht der größten jüdischen Gemeinschaft Europas gilt.
Netanjahu warnt, Frankreich gieße mit seiner Anerkennungsabsicht „Öl ins antisemitische Feuer“.
Frankreichs: Appeasement trotz wachsender Gefahr
Frankreich ringt seit Jahren mit importiertem und islamistischem Antisemitismus. Jüdische Gemeinden leben im Alarmmodus. Viele westliche Politiker reagieren verängstigt und fürchten gleichzeitig um Wählerstimmen in von islamistischen Milieus beeinflussten Vierteln.
Die Folge: Appeasement-Politik – die in Osteuropa bemerkenswert weniger ausgeprägt ist. Netanjahus klare Botschaft an Macron: Taten gegen Judenhass, statt große Worte über Staatlichkeit.
Der französische Präsident, der sich nichts sagen lassen will, ist selbst kein unbeschriebenes Blatt im Anti-Israel-Kurs: Er forderte wiederholt Waffenembargos gegen Israel, kritisierte israelische Militäroperationen scharf und verfolgt eine Nahostpolitik, die Frankreich als moralischen Lehrmeister positionieren will.
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