Kaum hatte das Kabinett das neue Wehrdienstgesetz verabschiedet, stieg das Interesse an Beratungen zum Thema Kriegsdienstverweigerung deutlich an. „Bei uns gehen immer mehr Anfragen ein, wenn das Thema Wehrdienst und Wehrpflicht in den Medien ist“, sagte Michael Schulze von Glaßer, politischer Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFGVK), dem
Redaktionsnetzwerk Deutschland. Allein im August habe die Website 54.946 Aufrufe
gezählt – im Mai waren es noch 24.151.

Das Gesetz sieht vorerst nur einen freiwilligen Wehrdienst vor, doch Kritiker fürchten, dass dies nur der Einstieg in eine Pflicht ist. Schon jetzt sollen Jugendliche der Jahrgänge ab 2008 einen Fragebogen ausfüllen, ab 2027 beginnt wohl die Musterung.

Kriegsdienstverweigerung auf dem Vormarsch

Auch die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) berichtet von einem kontinuierlichen Anstieg der Anträge. 2022 wurden 951 Anträge gestellt, 2023 waren es 1.079, in 2024 bereits 2.241. In diesem Jahr gingen allein bis Ende Juni schon 1.363 Verweigerungsanträge beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben ein.

Pflichtdienst als Drohkulisse

Während die Jugend deutlich macht, dass sie kein Interesse hat, für ein Land ohne Stolz und Zusammenhalt in den Dienst zu treten, erhöhen Politiker den Druck. Der
Wehrbeauftragte Henning Otte forderte im Gespräch mit der Bild-Zeitung: „Ich plädiere für ein verpflichtendes Dienstjahr für Frauen und Männer, nicht nur militärisch. Auch in Blaulicht-Organisationen, kulturell, sportlich, ehrenamtlich.“

Grüne Jugend warnt vor „Zwang durch die Hintertür“

Auch die Jugendverbände schlagen Alarm. Jakob Blasel, Bundessprecher der Grünen
Jugend, sagte: „Das ist die Wiedereinführung der Wehrpflicht durch die Hintertür.“ Er kritisierte, dass junge Menschen einseitig in die Pflicht genommen würden.