David Bilbija (31), Niederösterreicher mit serbischen Wurzeln, zieht einen Schlussstrich und verlässt die SPÖ. Dabei hatte seine Polit-Karriere so vielversprechend begonnen: Der Unternehmer, der bei der Nationalratswahl 2024 für die SPÖ kandidierte, konnte einen „fulminanten Erfolg verbuchen“, wie die Monatszeitschrift Kosmo damals berichtete.

Trotz Listenplatz 67 landete er auf der Top-20-Liste der Vorzugskandidaten in Niederösterreich, was ihm vor allem durch die starke Mobilisierung in der BKS-Community (Bosnisch, Kroatisch, Serbisch) gelungen sein dürfte. „Es war ein sehr guter Wahlkampf“, bemerkte Bilbija damals. Besonders stolz war er darauf, Menschen zum Wählen bewegt zu haben, die zuvor nie zur Wahl gegangen waren.

Kluft zwischen Überzeugungen und Parteilinie

Der Grund für seinen Austritt aus der SPÖ liege in der wachsenden Kluft zwischen seinen eigenen Überzeugungen und der Parteilinie unter Andreas Babler, wie Bilbija in einem am Donnerstagabend veröffentlichten Video erklärt: „Zwischen meinen Überzeugungen und dem Kurs der heutigen SPÖ klafft eine immer tiefere Lücke – sei es in den Fragen der Migration, im Umgang mit unseren Pensionisten oder in der einseitigen Fixierung auf Minderheitsthemen.“

Die Stimmen der einfachen Menschen, der Arbeiter und Pensionisten fänden in der SPÖ zunehmend kein Gehör mehr: „Die Sozialdemokratie war einst stolz darauf, für die breite Mitte unserer Gesellschaft da zu sein. Für jene, die früh aufstehen, ihr Leben lang gearbeitet haben, die das Land aufgebaut haben und sich nicht mehr wünschen als Respekt und Sicherheit. Heute aber scheinen ihre Stimmen immer öfter überhört zu werden.“

David Bilbija/Screenshot

Kritik an Wiener Stadtregierung und Außenpolitik

Bereits vor diesem offiziellen Schritt äußerte Bilbija mehrfach scharfe Kritik an der SPÖ, auch an der Wiener Stadtregierung. Vor knapp einer Woche ging er mit der Erhöhung der Öffi-Tickets hart ins Gericht, und ebenso mit der Streichung des Gratis-Tickets für Menschen mit Behinderung – dieser Schritt wurde von Bürgermeister Michael Ludwig wenig später zurückgenommen: „Das nennt sich dann ,soziale Wärme‘? Für mich ist es nichts anderes als eine bodenlose Frechheit und purer Wählerverrat“, sagte er damals.

Auch mit der außenpolitischen Linie der SPÖ gegenüber Serbien war Bilbija unzufrieden. Er machte aus seiner Unterstützung für den ehemaligen Präsidenten der Republika Srpska, Milorad Dodik, nie ein Geheimnis. Kritiker werfen Dodik eine pro-russische Haltung und Separatismus vor, was dieser aber bestreitet: „Wir haben keinerlei Sezessionspläne“, erklärte er gegenüber der Presse. „Wir drücken nur unsere Unzufriedenheit mit diesem Staat aus. Aber auch die Kroaten und Muslime sind unzufrieden.“

Profil: „Roter Dodik-Fan aus Ebreichsdorf“

Bilbija stammt selbst aus der Nähe der Republika Srpska – und er hat mehrfach Milorad Dodik öffentlich unterstützt. Im April verhängte Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) ein Einreiseverbot gegen Dodik, während in Bosnien ein Haftbefehl gegen ihn vorliegt. Dieser bemerkte daraufhin, dass Österreich „leider auch Idioten als Minister“ habe, er jedoch sehr wohl „zwischen dem Volk und bestimmten Politikern unterscheiden“ könne.

In einem Profil-Artikel wird Bilbija als „roter Dodik-Fan aus Ebreichsdorf“ beschrieben, der sich zunehmend als eigenständiger Akteur in der Politik etabliert und sich von der SPÖ immer weiter entfernt. Der ehemalige Sozialdemokrat ist auf jeden Fall in vielen Balkan-Medien präsent, darunter Centralni Portal, einem bosnischen Online-Medium, das er selbst mitbegründet hat, oder eben im österreichischen Monatsmagazin Kosmo.