Auftritt bei ÖVP-Parteitag: Ein erster Comeback-Test für Kurz?
Die Spitzen aus der eigenen Partei gegen Kanzler Karl Nehammer sind nicht mehr zu überhören – und jetzt tritt auch noch der Ex-Chef am kommenden Parteitag auf: Der Besuch von Sebastian Kurz wird von Partei-Insidern als Comeback-Test gewertet.
Weg, wieder da, weg – die Strategie, die Politik-Routiniers noch von Jörg Haider in Erinnerung haben, dürfte jetzt auch bei der ÖVP abgetestet werden: Zumindest sickerte jetzt durch, dass Ex-Kanzler Sebastian Kurz (35) beim Parteitag der ÖVP am 14. Mai in Graz mit dabei sein wird.
Und: Manche ÖVP-Mitglieder vermuten (oder hoffen) sogar, dass Kurz eine Rede hält. Das wäre für den jetzigen Parteichef Karl Nehammer (49) alles andere als erfreulich: Natürlich wäre die Ansprache seines Vor-Vorgängers im Kanzleramt gut – und selbstverständlich würde es für den Ex-Chef Nehammers in der Grazer Helmut-List-Halle auch viel Applaus geben.
Neuwahl-Wünsche: "Noch heuer"
Ein fulminanter Auftritt von Sebastian Kurz bei diesem Parteitag wird deshalb von ÖVP-Insidern als erster Test für einen Comeback-Versuch gewertet: So können viele ÖVP-Granden die Koalition mit den “chaotischen und intriganten Grünen” (Zitat) kaum noch ertragen und hoffen auf eine überraschende Neuwahl im Herbst dieses Jahres, noch vor der Landtagswahl in Niederösterreich.
Damit ergibt sich aber ein Interessenskonflikt bei den einflussreichsten Gruppen der ÖVP: Bundeskanzler Karl Nehammer will heuer nicht in eine Wahl gehen, sondern – wie er immer wieder betont – für Österreich arbeiten und die drei großen Krisen (Inflation, Post-Corona-Wirtschaftskrise, Ukraine-Kriegsfolgen) bewältigen.
Allgemeine Einstellungen
Ob sich der aktuelle Kanzler mit seinem Willen durchsetzen wird, ist nicht gesichert: Auch die meisten Herausgeber der alten Papierzeitungen wollen Neuwahlen. So werden sie von den Grünen mit Werbeausgaben nicht überhäuft, dazu kommen noch massive wirtschaftliche Probleme der großen österreichischen Verlagshäuser aufgrund extrem steigender Papierpreise sowie explodierender Vertriebs- und Personalkosten. Zusätzliche massive Schaltungen der Parteien für den Wahlkampf wären da natürlich sehr willkommen.
Außerdem hatten die Medien von Nehammer bisher wenig: Er gab das Management der für viele Verlagshäuser längst überlebenswichtigen Werbeschaltungen des Bundes an Integrations- und Medienministerin Susanne Raab weiter, die diese Aufgabe nicht wirklich hyperaktiv erfüllt hat.
Darum könnten auch einige Medien einen Comeback-Versuch von Sebastian Kurz durchaus unterstützen, auch wenn dessen Rückkehr von der linkslastigen ORF-Blase und einer Wochenzeitung sicher brutal bekämpft werden würde.
Vielleicht sind die Comeback-Pläne aber auch nur Wunschträume einer (bereits ziemlich großen) Gruppe innerhalb der ÖVP. Denn bisher sagte Sebastian Kurz immer deutlich: Er freue sich auf den Job in der Privatwirtschaft, und er denke nicht daran, jetzt wieder in die Politik zurückzukehren. Und wieder erinnert dieses Wording etwas an Jörg Haider.
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