US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. sorgt erneut für Diskussionen: Ein Bericht seines Ministeriums, der noch im September erscheinen soll, untersucht den möglichen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Tylenol (Paracetamol) während der Schwangerschaft und einem erhöhten Autismus-Risiko bei Kindern.

Laut einem Bericht des Wall Street Journal, auf den sich auch die New York Post beruft, will Kennedy dabei nicht nur Paracetamol, sondern auch niedrige Folsäurewerte während der Schwangerschaft als mögliche Risikofaktoren hervorheben.

Vitamintherapie als Hoffnungsträger?

Besonders heikel: Im Entwurf des Reports wird Folininsäure (Leucovorin) als mögliche Therapie gegen Autismus-Symptome bei manchen Patienten genannt. Diese Behandlungsmethode ist bislang nicht allgemein anerkannt und könnte daher für neue Debatten sorgen.

Heftige Reaktionen am Markt

Die Veröffentlichung der Pläne blieb nicht ohne Folgen: Die Aktie des Tylenol-Herstellers Kenvue stürzte nach dem Bericht zwischenzeitlich um bis zu 16 Prozent ab. Das Unternehmen betont, es gebe keinen wissenschaftlich nachgewiesenen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft und Autismus.

Eine Sprecherin erklärte gegenüber dem Wall Street Journal: „Wir haben die wissenschaftliche Datenlage stets überprüft und sehen keinen kausalen Zusammenhang.“

Ärzte bleiben skeptisch

Auch Fachgesellschaften bleiben vorsichtig. Das American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG) sieht Tylenol weiterhin als sicheres Schmerzmittel in der Schwangerschaft. Allerdings rät es – wie bei allen Medikamenten – werdenden Müttern zur Rücksprache mit ihrem Arzt.

Studienlage bleibt widersprüchlich: Während einige Forschungsarbeiten Hinweise auf mögliche Risiken zeigen, fand eine große schwedische Studie (2024, JAMA) mit 2,4 Millionen Kindern keinerlei kausalen Zusammenhang. Experten warnen zudem: Autismus ist eine multifaktorielle Erkrankung, deren Ursachen nicht auf einen einzelnen Auslöser zurückzuführen sind.

Kennedy und die Autismus-Debatte

Kennedy beschäftigt das Thema seit fast zwei Jahrzehnten. Schon 2005 schrieb er einen inzwischen zurückgezogenen Artikel, in dem er Impfstoffe mit Autismus in Verbindung brachte – eine These, die längst als widerlegt gilt. Nun richtet sich sein Fokus auf Schmerzmittel wie Tylenol.

Kritiker werfen ihm vor, er verspreche zu schnelle Antworten: Im Frühjahr hatte Kennedy erklärt, „bis September“ die Ursachen des Autismus klären zu wollen – ein Zeitplan, den Wissenschaftler für unrealistisch halten.