Bablers Postenschacher: Ex-SPÖ-Ministerin wird Bundestheater-Chefin
Andreas Babler präsentiert Sonja Hammerschmid als neue Geschäftsführerin der Bundestheater-Holding. Die Ex-Bildungsministerin bringt Management- und Gremienerfahrung mit – aber keine ausgewiesene Leitungspraxis im Theaterbetrieb. Entsprechend genau wird die Entscheidung nun bewertet.
Sonja Hammerschmid übernimmt ab April 2026 die Geschäftsführung der Bundestheater-Holding.APA/HELMUT FOHRINGER
Die Bundestheater-Holding steuert einige der wichtigsten Kulturhäuser Österreichs, bewegt hohe Summen und beschäftigt viele Mitarbeiter. Ab dem 1. April 2026 soll Sonja Hammerschmid die Geschäftsführung übernehmen. Das gab Kulturminister und Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) am Mittwoch bekannt. Die Personalie vereint zwei Perspektiven: Einerseits verfügt Hammerschmid über einen breiten Führungs- und Wissenschafts-Lebenslauf, andererseits stellt sich die Frage nach ihrer branchenspezifischen Erfahrung.
Wechsel an der Spitze: Hammerschmid folgt auf Kircher
Sonja Hammerschmid wird ab 1. April 2026 für fünf Jahre Geschäftsführerin der Bundestheater-Holding. Sie folgt auf Christian Kircher, der seit 2016 im Amt ist. Kirchers Vertrag läuft Ende März 2026 aus; er hatte auf eine neuerliche Bewerbung verzichtet.
Die Entscheidung ist auch politisch bemerkenswert, da Hammerschmid als ehemalige SPÖ-Bildungsministerin eine bekannte Persönlichkeit aus dem Umfeld der Partei ist. In einer Position dieser Größe wird daher nicht nur auf den Lebenslauf, sondern auch auf das Besetzungsverfahren und die Passung zur ausgeschriebenen Aufgabenbeschreibung besonders geachtet.
Breiter Management-Hintergrund – wenig Theaterpraxis
Hammerschmid (57) ist Molekularbiologin und kam über Forschung und Forschungsmanagement 2010 an die Spitze der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Sie war zudem als erste Frau Vorsitzende der Universitätenkonferenz (uniko). 2016 wechselte sie als Bildungsministerin in die Bundesregierung unter SP-Kanzler Christian Kern und blieb bis Mitte Dezember 2017. Danach war sie Nationalratsabgeordnete und SPÖ-Bildungssprecherin. 2021 schied sie aus der Politik aus und zog in den Aufsichtsrat von Kapsch TrafficCom ein.
Im Kulturbereich hatte bzw. hat sie Funktionen in Gremien, darunter bei der Kunsthalle Wien, im Vorstand des Leopold Museums und im Kuratorium des Naturhistorischen Museums. Eine operative Leitungserfahrung in der Theater- und Musiktheaterszene weist ihr Profil laut den vorliegenden Angaben allerdings nicht aus – genau jener Bereich, der in der Ausschreibung als bevorzugtes Umfeld genannt wurde.
In der Ausschreibung wurde eine Führungspersönlichkeit mit Managementerfahrung in einer Organisation vergleichbarer Komplexität gesucht, vorzugsweise im Kultur-, Theater- bzw. Medienbereich. Darüber hinaus werden Erfahrungen mit der nationalen und internationalen Theater- und Musiktheaterszene sowie Controlling-, Steuerungs- und Changemanagement-Kompetenzen erwartet.
Großbetrieb mit Kosten-Druck: 2.500 Mitarbeiter, 203,8 Mio. Basisabgeltung
Die Bundestheater-Holding ist die Dachgesellschaft von Burgtheater, Wiener Staatsoper, Volksoper und der Art for Art Theaterservice GmbH. Konzernweit arbeiten rund 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jährlichen Kartenerlöse liegen bei über 60 Millionen Euro. Die Basisabgeltung beträgt heuer 203,8 Millionen Euro.
Der scheidende Geschäftsführer Kircher hatte zuletzt die steigenden Personalkosten als größte Herausforderung genannt. Nach zwei Amtsperioden sehe er die Zeit für einen Generationenwechsel gekommen und hoffe künftig auf eine gesetzlich fixierte Indexierung der Basisabgeltung, um die Kostenentwicklung abzufedern.
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