Die Bombe platzt spät – und trifft die BBC ins Herz: Ein internes Memo lässt keinen Zweifel: Die BBC, finanziert über die verpflichtende TV-Licence-Gebühr und jahrzehntelang als „Goldstandard“ des Journalismus vermarktet, verbreitete im US-Wahlkampf 2024 mehrfach falsche Behauptungen über Donald Trump.

Die zentrale Aussage des Memos: „BBC News akzeptierte, dass die Liz-Cheney-Geschichte nicht korrekt berichtet wurde. Fehler wurden gemacht.“ Doch während intern längst Alarm herrschte, blieb nach außen alles still. Keine Richtigstellung, keine Transparenz – ein Vertrauensbruch für Millionen britischer Gebührenzahler.

Donald Trump und seine innerparteiliche Erzgegnerin Liz Cheney: An „auf ihr Gesicht gerichteten Gewehren“ entzündete sich jener BBC-Fake-News-Skandal, den der Sender jetzt nur intern einräumt.APA/AFP/Elijah Nouvelage and Brendan SMIALOWSKI /

Dreimal gesendet – dreimal falsch

Mehrere BBC-Formate behaupteten, Trump habe gefordert, seine parteiinterne Kritikerin Liz Cheney „erschießen zu lassen“ oder sogar „ein Erschießungskommando“ zu verlangen. Zu sehen war dies bei: BBC World News America, BBC News Channel und BBC Six O’Clock News.

Nur: Keiner dieser Berichte entsprach dem O-Ton.

Im TV-Interview mit Moderator Tucker Carlson (Bild) fielen Trumps Aussagen.GETTYIMAGES/Jason Koerner

Was Trump tatsächlich sagte – und wie daraus eine „Todesdrohung“ wurde

Der Satz, der den globalen Skandal auslöste, fiel am 31. Oktober 2024 im Gespräch mit TV-Kommentator Tucker Carlson. Trump griff Cheney als außenpolitische „Kriegstreiberin“ an und sagte: „Stellen wir sie mit einem Gewehr dorthin, mit neun Läufen, die auf ihr Gesicht gerichtet sind. Mal sehen, wie sie sich dabei fühlt.“

Überspitzt? Ja. Eine Hinrichtungsforderung? Nein. Dennoch machten US-Medien binnen Stunden daraus eine „Todesdrohung“. Die BBC übernahm diese falsche Interpretation – und verschärfte sie sogar.

Der vor allem vom Gebührenzahler finanzierte TV-Sender gerät unter Druck: Interne Dokumente zeigen, dass er falsche Trump-Berichte einräumte – aber nie öffentlich korrigierte.GETTYIMAGES/Richard Baker

Cheney entzündet den Wahlkampf – die BBC sendet mit

Liz Cheney gilt als schärfte Trump-Kritikerin in den Reihen der Republikaner. Sie ist die Tochter des ehemaligen US-Vize-Präsidenten Dick Cheney und heizte die Debatte zusätzlich an. Auf X schrieb sie: „So zerstören Diktatoren freie Nationen. Sie drohen ihren Gegnern mit dem Tod.“

Ein Posting, das viral ging – und die BBC griff erneut die dramatischste Lesart auf, obwohl der O-Ton eine andere Sprache sprach.

Ex-US-Vizepräsident Dick Cheney (1941 bis 2025): Der frühere starke Mann der Republikaner stellt sich im Trump-Streit demonstrativ hinter seine Tochter Liz – und stimmte bei der Wahl gegen Trump.IMAGO/Newscom World

Trump-Team: „Fake News – und zwar offensichtlich“

Trumps Team reagierte sofort – mit drei klare Botschaften. Erstens sei die Nachricht „bewusst verzerrt“: „Kriegstreiber wie Cheney schicken andere in den Kampf – nicht sich selbst.“ Zweitens wurde klargesagt: Trump sprach nie von einem „Erschießungskommando“ und nahm den Begriff auch nicht in den Mund. Und das Gerede von einer „Hinrichtung“ sei frei erfunden.

Doch diese Klarstellungen fanden nicht den Weg in die BBC-Berichterstattung.

Liz Cheney (r.) warb im Wahlkampf offen für die demokratische Gegenkandidatin Kamala Harris (l.).APA/AFP/SAUL LOEB

Ein Muster wird sichtbar

Der Cheney-Fall ist kein Einzelfall. Das Memo zeigt weitere gravierende Fehlleistungen:

1. Iowa-Umfrage falsch dargestellt
Die BBC stellte Trumps demokratische Gegenkandidatin Kamala Harris im Wahlkampf als klare Favoritin dar – laut Memo ein Fehler: „Es wurden Fehler im Zusammenhang mit der Iowa-Umfrage gemacht.“ Auch hier gilt: intern notiert, extern nie korrigiert.

2. Panorama-Skandal: Manipulation am Schnitt
Die Doku „Trump: A Second Chance?“ entfernte Trumps Aufruf zu „friedlichen und patriotischen“ Protesten – übrig blieb der Eindruck, er rufe zum Kapitolsturm auf. Das Memo nennt das einen: „Fehler im Urteil.“

Das bleib nicht ohne Folgen: BBC entschuldigte sich mittlerweile bei Trump. Die Sendung wurde gelöscht. Generaldirektor Tim Davie und News-Chefin Deborah Turness traten zurück. Ein Parlamentsausschuss sprach von „Meinungsverschiedenheiten“ – ein diplomatischer Ausdruck für einen redaktionellen Eklat.

3. Das Prescott-Memo – die interne Warnung, die ignoriert wurde
Das vertrauliche Dossier von Michael Prescott, einem unabhängigen BBC-Berater, warnte früh: Die BBC habe systematisch verzerrt – besonders bei Trump.
Intern als „verheerend“ bezeichnet, landete das Papier schließlich in den Medien und löste eine Glaubwürdigkeitskrise aus.

Das Vertrauen in die BBC erodiert

Reuters, AP News, Guardian, Washington Post, New York Post – alle kommen zu demselben Schluss: Die BBC habe Trump wiederholt falsch dargestellt. Interne Warnungen wurden ignoriert. Fehler wurden erst zugegeben, als sie nicht mehr zu leugnen waren.

Damit steckt die BBC tiefer in der Krise, als bisher bekannt, denn ein strukturelles Problem mit propagandistischer Berichterstattung tritt zutage. Die Cheney-Affäre war nicht das Ende – sie ist der Anfang eines BBC-Glaubwürdigkeitsbebens, das die britische Medienlandschaft noch lange beschäftigen wird.