Die sicherheitspolitische Zusammenarbeit zwischen Berlin und London gewinnt weiter an Fahrt. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, haben Deutschland und das Vereinigte Königreich einen gemeinsamen Beschaffungsvertrag für neue Artilleriesysteme unterzeichnet. Der Deal ist Teil einer umfassenderen militärischen Kooperation, die auch strategische Langstreckenfähigkeiten umfasst.

Mobile Artillerie mit großer Reichweite

Konkret umfasst der Vertrag ein Volumen von 52 Millionen Pfund (umgerechnet rund 61 Millionen Euro). Es sollen moderne Artilleriesysteme auf gepanzerten Fahrzeugen beschafft werden, die auch während der Fahrt feuern können und Ziele in mehr als 70 Kilometern Entfernung erreichen.

Laut dem britischen Verteidigungsministerium soll die britische Armee zunächst einen Demonstrator des Systems RCH 155 erhalten. Zusätzlich sind zwei weitere Einheiten für Deutschland vorgesehen, die hierzulande zu Testzwecken eingesetzt werden sollen.

Hersteller des Systems ist der deutsch-französische Rüstungskonzern KNDS in Zusammenarbeit mit Rheinmetall. Das RCH 155 kann demnach bis zu acht Schuss pro Minute abfeuern, wird von lediglich zwei Soldaten bedient und hat eine Reichweite von bis zu 700 Kilometern ohne Auftanken.

Gemeinsame Langstreckenwaffe geplant

Der Artillerie-Deal basiert auf der im Mai vereinbarten engeren Zusammenarbeit. Damals verständigten sich Deutschland und Großbritannien auf die gemeinsame Entwicklung einer weitreichenden Präzisionswaffe.

Ziel dieses strategischen Projekts sind sogenannte tiefe Präzisionsschläge („Deep Precision Strike“). Damit sollen künftig auch Ziele tief im gegnerischen Hinterland erreicht werden können. Das Vorhaben gilt als zentraler Baustein der vertieften militärischen Kooperation beider Staaten.

Trinity-House-Abkommen als Grundlage

Neben dem Langstreckenprojekt haben sich Berlin und London bereits zuvor auf eine intensivere Zusammenarbeit bei der U-Boot-Jagd geeinigt. Grundlage dafür ist die sogenannte Trinity-House-Vereinbarung, ein bilaterales Abkommen zur militärischen Kooperation.

Verteidigungsminister Boris Pistorius ordnete das gemeinsame Rüstungsprojekt bei einem Treffen mit seinem britischen Amtskollegen John Healey in Berlin als Reaktion auf die veränderte sicherheitspolitische Lage ein. Healey betonte seinerseits, die sicherheitspolitische Partnerschaft zwischen beiden Ländern sei enger denn je. Sie stärke nicht nur die Verteidigungsfähigkeit, sondern könne auch wirtschaftliche Impulse setzen, Investitionen anstoßen und Arbeitsplätze schaffen.