Von Pauline Voss

MFE ist der größte private Medienkonzern Italiens, einst gegründet vom ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, der damit das Privatfernsehen revolutionierte. Seit Berlusconis Tod 2023 wird das Unternehmen weitergeführt von dessen Kindern. Berlusconi regierte Italien mit Unterbrechungen rund neun Jahre, entwickelte sich wegen seiner Skandale und seiner dezidiert konservativen Ansichten zur Reizfigur der Linken.

Man ist besorgt

Entsprechend besorgt kommentierte der stets um politische Korrektheit bemühte Deutsche Journalistenverband im Juli eine mögliche Übernahme der Sendergruppe: „Wir warnen bereits seit Längerem vor der Übernahme durch die Berlusconi-Erben. Zum einen aus Sorge um journalistische Arbeitsplätze, zum anderen wegen der bedenklichen Nähe der MFE-Medien zu rechtspopulistischen Positionen.“ Auch Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat Bedenken und will im September den jetzigen MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi treffen.

Sivlio Berlusconi (links) mit seinem Sohn Pier Berlusconi 2023 beim Begräbnis des ehemaligen italienischen Premierministers.IMAGO/NurPhoto

Noch größer aber dürften die Bedenken bei Joko und Klaas sein. Denn die beiden sind seit Jahren nicht nur in unterhaltender, sondern vor allem in polit-aktivistischer Mission unterwegs: Im Dezember 2021 luden die beiden den damals designierten Bundeskanzler Scholz in ihre Sendung ein, um ihm Raum für eine pathetisch inszenierte Botschaft zu geben: „Lassen Sie sich impfen!“ Im Dezember 2024 durften die Wahlkämpfer Scholz, Friedrich Merz und Robert Habeck unter dem Titel „PolitikUndAnstand“ im Format von Joko und Klaas für ihre Politik werben – die in Umfragen auf Platz zwei stehende AfD-Kandidatin Alice Weidel fehlte.

Die ProSieben-Aushängeschilder Joachim „Joko" Winterscheidt (rechts) und Klaas Heufer-Umlauf.IMAGO/Zoonar

Gerät gegen den „Rechtspopulismus“

Klaas Heufer-Umlauf macht aus seiner Nähe zur SPD keinen Hehl, durfte für die Partei sogar 2021 den Bundespräsidenten mitwählen. Die Produktionsfirma von ihm und Winterscheidt, die Florida Entertainment GmbH, produzierte auch schon Werbefilme für die Grünen. Ende 2019 stellten die Entertainer in ihrer Sendung den „Entkräfter Pro Max“ vor, ein Gerät, mit dem „rechtspopulistische“ Aussagen argumentativ entkräftet werden könnten, etwa Sätze wie: „Seenotrettung fördert Schlepperei“ oder „Deutschland kann nicht die ganze Welt retten“ – Sätze also, die durch Zahlen und reale Geschehnisse belegt werden können.

Ein Milieu, das im Kontakt mit der Realität schmerzerfüllt „Rechtspopulistisch!“ aufschreit, muss nun zusehen, wie seine Galionsfiguren von einer Hassfigur der Linken durchgefüttert werden. Und das fürstlich – Heufer-Umlauf etwa ist als passionierter Porsche-Fahrer bekannt, Feinkost-Geschäfte sind stetes Thema in seinen Podcasts.

Als die Übernahme-Gerüchte im August kursierten, berichtete die Wirtschaftswoche über Ausstiegsklauseln für die Entertainer – für den Fall, dass der Berlusconi-Konzern zuschlagen sollte. ProSieben Sat 1 dementierte damals gegenüber der Deutschen Presseagentur. Doch natürlich stehen Winterscheidt und Heufer-Umlauf nun vor der Gewissens-Entscheidung, wem sie sich stärker verpflichtet fühlen: ihrem Geldbeutel oder ihrem linksliberalen Verständnis von „Anstand“. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk zumindest würde sie wohl mit offenen Armen empfangen.

(Dieser Artikel erschien zuerst bei unserem Partner-Portal nius.de.)