Zwei Jahre nach seiner Grundsatzrede als damaliger Bildungsstadtrat in Wien legt Christoph Wiederkehr nun als Bildungsminister nach. Gleich zu Beginn beschwört er in seiner neuesten Grundsatzrede eine perfekte Welt ohne Fake News, ohne Desinformation und ohne Populismus. In dieser idealen Welt lehren Kindergarten und Schule den kritischen Umgang mit Information, Streit ist nur das „Ringen um die beste Idee“, und am Ende steht der große „Win-Win-Kompromiss“.

Von der Aufholjagd auf die Überholspur

Die Realität räumt er selbst ein: „Schule bereitet unsere Kinder und Jugendlichen heute nicht auf das Leben vor.“ Fake News, KI, Digitalisierung, globale Krisen – all das könne das System derzeit nicht leisten. Statt konkreter Antworten liefert Wiederkehr viel Gefühl und Metaphern: Die „Aufholjagd“ des Bildungssystems müsse zur „Überholspur“ werden – weg vom Auswendiglernen, hin zu Kreativität, Problemlösen, Zukunftskompetenzen.

Plan Z für die Zukunft des Bildungssystems

Der große Hebel soll „Plan Z“ sein: ein neu aufgesetztes Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Lehrerausbildung, mit neuem Lehrplan, mehr Autonomie für Schulen, zweitem verpflichtenden Kindergartenjahr, digitaler Offensive und KI als Chance.

Wovorn er jedoch nicht spricht, ist die zentrale Herausforderung des Kulturkampfes in unseren Klassenzimmern. Wird der Druck einer fortschreitenden Islamisierung unsere gesellschaftlichen Grundlagen verändern. Oder gelingt es uns, trotz demografischer Verschiebungen jene Werte zu bewahren, die unsere demokratische Ordnung, unsere Freiheitsvorstellungen und unser Verständnis von Rechtsstaatlichkeit tragen?” – so Direktor Christian Klar gegenüber dem exxpress.

Fertig werden soll dieser Plan 2026, die Umsetzung soll bereits ab dem zweiten Quartal starten – also in ein bisschen mehr als vier Monaten. Ob man bis dahin einen Plan für die “Überholspur” auf die Beine stellen kann bleibt fraglich. Ein zentrales Element dabei bleibt die deutsche Sprache. Sie ist Voraussetzung für Teilhabe und zugleich Ausdruck jener kulturellen Autonomie, die eine Gesellschaft benötigt, um sich selbst erhalten und weiterentwickeln zu können.” so Klar.

Die Zahlen zeigen ein klares Bild

Natürlich sind die angekündigten Reformen begrüßenswert, aber Österreich braucht sofortige Maßnahmen – keine Visionen für 2055 und keinen Fahrplan, der erst 2026 fertig ist. Während Wiederkehr erneut Prozesse, Strategiepapiere und Workshops verspricht, zeigen die Zahlen die brutale Realität:

Österreichweit sprechen 26 % der Schüler zu Hause nicht Deutsch, in Wien fast jeder zweite (49 %). Besonders auffällig sind die Werte in Favoriten (72 %), Ottakring (67 %) und Simmering (67 %). Mehr dazu hier: