Billigstrom oder Mogelpackung? Für viele wird Energie 2026 trotzdem teurer
Die Strommarkt-Reform ist fix, doch die aktuellen Zahlen zeigen: Trotz politischer Versprechen bleibt Energie für viele Haushalte teuer. Vor allem steigende Netzkosten dämpfen die Wirkung des „Billigstrom“-Pakets deutlich.
Österreichs Energiepolitik steuert auf ein widersprüchliches Jahr 2026 zu. Während die Regierung das Billigstromgesetz als größte Strommarkt-Reform seit zwei Jahrzehnten feiert – ganz unter dem Motto „Stromkosten runter, Laune rauf“ – zeigen neue Zahlen ein anderes Bild: Die Netzentgelte für Gas steigen ab 1. Jänner im Schnitt um 18,2 Prozent, seit 2024 ergibt sich laut Analysen sogar eine durchschnittliche Mehrbelastung von 38 Prozent. Besonders stark betroffen sind einzelne Bundesländer, wo die Erhöhungen deutlich über dem Schnitt liegen.
Beim Strom fallen die Steigerungen mit plus 1,3 Prozent zwar moderater aus, doch auch hier zeigt sich langfristig ein Aufwärtstrend. Seit 2024 liegt die durchschnittliche Erhöhung laut Berechnungen bei rund 25 Prozent, selbst wenn es regional vereinzelt Rückgänge gibt.
Regierung verweist auf „Billigstrom“
Politisch hält die Bundesregierung dagegen: Mit dem im Dezember beschlossenen Billigstromgesetz wurde ein neuer Rechtsrahmen für den Strommarkt geschaffen. Ziel seien langfristig niedrigere Preise, mehr Wettbewerb und Versorgungssicherheit. Herzstück der Reform ist ein Sozialtarif, der einkommensschwachen Haushalten Strom zu einem stark reduzierten Preis ermöglichen soll. Nach langen Verhandlungen kam die nötige Zweidrittelmehrheit schließlich mit Hilfe der Grünen zustande. Damit ist die Reform beschlossen – doch Zweifel bleiben.
Meilenstein für den Strommarkt: Mit dem Billigstromgesetz ordnen wir ihn neu. Mehr Wettbewerb und mehr Transparenz sorgen dafür, dass gesunkene Preise genauso schnell weitergegeben werden wie gestiegene. Das senkt Strompreise nachhaltig. @BMeinl pic.twitter.com/lIRl57SfDC
— NEOS - Die Reformkraft (@neos_eu) December 16, 2025
Kritik von links und rechts
Denn selbst die Grünen, die dem Gesetz am Ende zugestimmt haben, warnten davor, dass es unterm Strich auch teurer werden könnte. Parteichefin Leonore Gewessler sagte, das Paket könne Strom „sogar teurer machen“. Die FPÖ geht noch weiter und spricht von einer „Mogelpackung“: Den Bürgern werde Entlastung versprochen, während Abgaben und Netzkosten die Rechnung weiter nach oben treiben würden. Auch aus der Energiebranche kommt scharfe Kritik: Der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich nennt die Vermarktung „bewusst irreführend“, die IG Windkraft spricht von einem „PR-Gag“ – und bezweifelt, dass bei den Haushalten spürbar etwas ankommt.
Wenn das Billigstromgesetz den Strom wirklich billig machen würde, bräuchte man heute keine Sondersitzung zum Thema Strompreisentlastung. pic.twitter.com/ADiQ6ACRKd
— FPÖ (@FPOE_TV) December 16, 2025
Vor allem der Umstand, dass Netzentgelte unabhängig vom Strompreis steigen, sorgt für Unmut: Selbst wenn der Energiepreis sinkt oder gedeckelt wird, schlagen sich höhere Netzgebühren direkt auf die Jahresabrechnung durch.
Die türkis-rot-pinke Bundesregierung hat sich nach langen Verhandlungen auf ein Energiepaket geeinigt. Zentral ist dabei das lang angekündigte "#Billigstromgesetz". Billiger Strom klingt gut – und der darin präsentierte Sozialtarif mag für Haushalte mit geringem Einkommen… pic.twitter.com/G5IXEvsVfR
— Agenda Austria (@AgendaAustria) November 18, 2025
Entlastung auf dem Papier – Belastung auf der Rechnung?
Die Regierung setzt auf Strukturreformen und soziale Ausgleichsmechanismen, während gleichzeitig Gas- und Stromnetzentgelte kräftig anziehen. Für viele Haushalte könnte das bedeuten, dass 2026 trotz „Billigstrom“-Versprechen teurer wird – besonders dort, wo Gas weiterhin eine zentrale Rolle spielt.
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