Die EU hat in den vergangenen Jahren rund 17 Millionen Euro Steuergeld in Forschungsprojekte zum Thema Islam und Islamophobie gesteckt, berichtet der internationale Nachrichtenkanal Euronews. Während die EU-Kommissarin Ekaterina Zaharieva die Arbeiten als „wissenschaftliche Unternehmungen von Weltklasse, die die Grenzen des Wissens erweitern“ feiert, spricht die EU-Abgeordnete Silvia Sardone der Fraktion Patrioten für Europa von Studien „von fragwürdigem Wert“.

Über 10.000 Wissenschaftler und 17.000 Projekte seien in verschiedenen Bereichen wie Naturwissenschaften oder Geisteswissenschaften gefördert worden, teilte Zaharieva am 18. August mit.

Integration, Geschlechterrollen und Hand aufs Herz

Eines der Projekte wird von der Universität Bergen durchgeführt und ist mit 2 Millionen Euro finanziert, berichtet das Nachrichtenmedium Apollo News. Ziel ist es, zu untersuchen, wie Muslime besser in demokratische Gesellschaften integriert werden können. Es wird auch der Frage nachgegangen, wie die politische Rechte an Einfluss gewinnt und Stimmung gegen den Islam macht. Eine veröffentlichte Studie „Value Conflicts Revisited: Muslims, Gender Equality, and Gestures of Respect“ kam zu dem Ergebnis, dass konservative Muslime, die Frauen den Handschlag verweigern, toleranter beurteilt werden, wenn sie eine Ersatzgeste wie das Hand-aufs-Herz-Legen zeigen.

„Europäischer Koran“ für fast 10 Millionen Euro

Noch teurer ist das Projekt „The European Qur’an“: Fast 9,8 Millionen Euro fließen in die Analyse, wie der Koran seit dem Mittelalter die europäische Kultur beeinflusst hat (der exxpress berichtete). Forscher untersuchen Übersetzungen, Zitate und die Rolle islamischer Schriften in Debatten zwischen 1150 und 1850. Die Studie läuft noch bis Ende 2026.

Auch das Projekt „Mapping Change in Islamic Law“ wird von Brüssel bezahlt – mit weiteren 2,5 Millionen Euro. Es soll klären, wie sich islamisches Recht im Spannungsfeld zwischen göttlichem Anspruch und veränderbaren Regeln entwickelt. Das Geld geht von 2024 an bis 2029 an mehrere französische Universitäten.

Ergebnis: Muslimfeindlichkeit in Medien und Politik

Eine weitere Studie befasst sich mit der Frage, warum sich zugleich islamistische wie islamophobe Diskurse in Gesellschaften verstärken. Das Projekt wurde mit 2,276 Millionen Euro gefördert. Es wird die Situation in Deutschland, Frankreich und Belgien sowie in den Staaten Marokko und der Türkei untersucht und lief bis Ende 2023. Das Ergebnis: Laut Forschern ist der islamfeindliche Diskurs schwächer als vermutet – die Sorgen vieler Jugendlicher lägen eher bei sozialer Benachteiligung.

In einer Studie wurden in Frankreich zudem 37 junge Muslime marokkanischer und türkischer Herkunft befragt, die sich selbst dem politischen Islam zugehörig fühlen. Die geführten Interviews ergeben: die Radikalisierung junger Muslime basiere einerseits auf der Entfremdung von Werten wie Säkularismus oder Gleichberechtigung von Mann und Frau und sei andererseits eine Gegenreaktion auf vermeintliche Muslimfeindlichkeit in den Medien und der Politik. Radikalisierung wird nicht als Bereitschaft zur Gewalt definiert, sondern als „unterschiedliche Manifestationen des Kampfes für Demokratie“.

Die steuerfinanzierten Studien können politischen Einfluss auf die gegenwärtige europäische Situation ausüben. Das zeigt sich beispielhaft an der Studie zu Radikalisierungsfaktoren junger Muslime in Frankreich, wo die Ursache eindeutig bei der französischen Gesellschaft gesucht wird – und nicht bei den Folgen der europäischen Migrationspolitik.