Bundeskanzler Karl Nehammer räumt Fehler während Pandemie ein
Darauf haben viele Menschen in Österreich gewartet: In einem Interview hat Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) jetzt eingeräumt, dass es während der Pandemie zu Fehlern im Krisen-Management gekommen ist. Heute würde er “vieles anders” machen.
ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer hat sich jetzt in einem “Servus TV”-Interview zu den schwierigen Entscheidungen geäußert, die während der Corona-Pandemie getroffen werden mussten, sowie zu Fehlern im Krisenmanagement und der Verantwortung der Regierung, Menschenleben zu schützen.
Die vergangenen Jahre hätten, so Nehammer, zahlreiche Herausforderungen mit sich gebracht, die es zu bewältigen galt. “Ich wurde Bundeskanzler in einem Lockdown”, betonte er und verwies darauf, dass kurz darauf der Ukraine-Krieg begann. Vor allem die Corona-Pandemie habe seine politischen Entscheidungen maßgeblich geprägt. Der Bundeskanzler stellte klar, dass er “vieles anders” machen würde, räumte jedoch ein, dass Entscheidungen stets im Kontext des damaligen Wissens zu bewerten seien. Er erinnerte daran, dass zu Beginn seiner Amtszeit in manchen Bundesländern die Intensivstationen überlastet waren und die Delta-Variante des Virus eine große Bedrohung darstellte.
Ich bin der Erste, der bereit ist, Fehler miteinzugestehen. Aber die Fehler sind nicht aus Böswilligkeit, sondern aus Sorge vor dem Verlust von Menschenleben passiert. Ich finde es furchtbar, dass eine politische Partei das ausnutzt, Öl ins Feuer gießt und die Spaltung auch in…
— Karl Nehammer (@karlnehammer) September 4, 2024
“Ich verstehe, dass die Pandemie für viele Menschen eine enorme Belastung war”, sagte Nehammer und zeigte sich offen für eine Diskussion über begangene Fehler. Dabei unterstrich er die Bedeutung einer differenzierten Betrachtung dieser schwierigen Phase. “Ich bin bereit, über jeden Fehler einer Maßnahme zu diskutieren”, so der ÖVP-Chef, betonte jedoch, dass die Regierung stets das Ziel verfolgt habe, Menschenleben zu schützen. Andere politische Kräfte, wohl mit Blick auf die FPÖ, hätten der Regierung hingegen böswillige Absichten unterstellt, was Nehammer scharf zurückwies.
Menschen, die Bedenken geäußert haben, wurden zu oft als Schwurbler denunziert
“Ich glaube, was die Gräben aufgerissen hat, war oft das Unverständnis: Warum tun wir das überhaupt?” Das sei ein großer Fehler gewesen, räumte Nehammer ein. Er kritisierte, dass die Diskussionen zu stark verengt worden seien und jene, die Bedenken geäußert hätten, zu oft als Schwurbler abgetan wurden.
Dennoch sei es entscheidend gewesen, dass die Bevölkerung die Gefahren des Virus ernst nahm. “Es war eine Gratwanderung”, sagte Nehammer, und fügte hinzu, dass man in manchen Bereichen berechtigte Sorgen und Diskussionen übersehen habe.
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