Am Montag hat in der Hauptstadt von Aserbaidschan in Baku die 29. Weltklima-Konferenz COP29 begonnen. Am ersten Tag haben sich die Teilnehmerstaaten auf einheitliche UNO-Standards für den globalen Handel mit Emissionsgutschriften geeinigt. COP29-Präsident Muchtar Babajew sprach von einem “Durchbruch”. Er erklärte jedoch, dass noch weitere Anstrengungen zur Regelung des Emissionshandels erforderlich seien.

In diesem Handelsmodell haben Staaten und Unternehmen die Möglichkeit, Gutschriften für Klimaschutzprojekte zu erwerben, wie beispielsweise das Pflanzen von Bäumen, den Schutz von Lebensräumen oder den Austausch umweltschädlicher Kohle gegen saubere Alternativen. Eine Gutschrift entspricht dabei einer Tonne eingespartem Kohlenstoffdioxid.

Seit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 arbeiten die Vereinten Nationen an Regelungen, die Ländern und Unternehmen den transparenten und globalen Austausch von Gutschriften ermöglichen. Ein früherer Versuch, die Kohlenstoffmärkte im Rahmen des Pariser Abkommens zu regulieren, wurde bei der COP28 im vergangenen Jahr in Dubai von der EU und Entwicklungsländern als unzureichend abgelehnt.

Einigung ist "von enormer Bedeutung"

Die nun in Baku erzielte Einigung ermöglicht eine Ausarbeitung von Regeln zur Berechnung der Anzahl der Gutschriften, die ein bestimmtes Projekt erhalten kann. Allerdings müssen Experten zufolge noch weitere Rahmenbedingungen ausgehandelt werden. Laut Erika Lennon vom Zentrum für Internationales Umweltrecht (CIEL) ist die Einigung vom Montag “von enormer Bedeutung”. Diese öffne die Tür zu einem Markt, der auf den Handel mit qualitativ hochwertigen Emissionsgutschriften mit UNO-Standards ausgerichtet sei, sagte sie.

Sobald ein solcher Markt für den Emissionshandel eingerichtet und in Betrieb ist, könnten Länder – vor allem reiche Industriestaaten, die viele Treibhausgase ausstoßen – ihre Emissionen ausgleichen, indem sie Gutschriften von Ländern kaufen, die ihre eigenen Emissionen bereits über das versprochene Maß hinaus reduziert haben. Diese Käufer könnten die Gutschriften dann nutzen, um – zumindest auf dem Papier – ihren Emissionen zu senken und damit die nationalen Klimaziele zu erreichen.

Klimatreffen ohne Scholz, Macron und Van der Bellen

Viele mächtige Staatschefs haben ihr Kommen nach Baku abgesagt, so Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz nach dem dortigen Koalitions-Aus sowie die Präsidenten von Frankreich und Brasilien, Emmanuel Macron und Luiz Inácio Lula da Silva. Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird – nach seiner krankheitsbedingten Absage im Vorjahr – heuer nach seiner Bandscheiben-Operation erneut nicht zur Klimakonferenz reisen. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) wird in der zweiten Verhandlungswoche in Baku erwartet.

Ebenfalls angesagt haben sich der Energie- und Klimaschutzsprecher der Grünen, Lukas Hammer, und die Grüne EU-Abgeordnete Lena Schilling. Schilling kündigte am Montag an, sie wolle zusammen mit neun anderen EU-Parlamentariern während der COP politische Gefangene treffen. Zusammen mit der aserbaidschanischen Aktivistin Zhala Bayramova übte sie deutliche Kritik am Gastgeberland.

Greta Thunberg: "Reiner Akt des Greenwashings"

Aktivistin Greta Thunberg wird die COP29 hingegen meiden und richtete scharfe Kritik an den Gastgeber. “Dieser Gipfel ist wie der vor ihm ein reiner Akt des Greenwashings”, schrieb die 21-jährige Schwedin unter Verweis auf die dritte Austragung der Konferenz in einem Ölstaat in Folge in einem Meinungsbeitrag im “Guardian”. Thunberg befindet derzeit im Nachbarland Georgien und plant dann nach Armenien zu reisen.

An der Weltklimakonferenz nehmen dieses Jahr etwa 51.000 Menschen teil, deutlich weniger als vergangenes Jahr in Dubai. Die Verhandlungen sollen am Freitag kommender Woche enden, eine Verlängerung wie in den Vorjahren wäre aber keine Überraschung. (APA/red)