An der Spitze des FPÖ-Verhandlungsteams steht natürlich der freiheitliche Parteichef selbst. Tatsächlich aber hat Herbert Kickl (56) seit Jahren bei allen zentralen Entscheidungen der FPÖ eine Schlüsselposition inne. Das wurde bei den türkis-blauen Koalitionsgesprächen nach der Nationalratswahl 2017 deutlich: Kickls Wort hatte Gewicht, wie damalige Verhandler berichten.

Kickl wird ein harter Verhandler

Diesmal kann sich die ÖVP auf einen besonders harten Verhandler einstellen. Kickls Kompromissbereitschaft dürfte nicht allzu groß sein, denn er wähnt sich in einer Position der Stärke. Das hat er mit seinen Ankündigungen bereits deutlich gemacht. Denn sollten die Koalitionsverhandlungen scheitern, folgen höchstwahrscheinlich Neuwahlen, und vor denen hat der freiheitliche Frontmann keine Angst: Ein Stimmenzuwachs von rund zehn Prozent bescheinigen die Umfragen den Freiheitlichen.

Hafenecker: Scharfe Geschütze gegen ÖVP im U-Ausschuss

Kickl zur Seite steht diesmal der bisherige blaue Generalsekretär Christian Hafenecker (44). Auch die Begegnung mit ihm wird für die Volkspartei nicht nur angenehm. Der gebürtige Mödlinger hat in den Untersuchungsausschüssen schwere Geschütze gegen die ÖVP aufgefahren. Medien und Verkehr sind seine Spezialgebiete.

Sparte in den vergangenen Jahren nicht mit Kritik am möglichen künftigen Koalitionspartner: Christian HafeneckerAPA/HANS KLAUS TECHT

Oft auf Corona-Demos präsent: Schnedlitz

Mit dabei ist auch Co-Generalsekretär Michael Schnedlitz (40). Er wurde im salzburgischen Tamsweg geboren und war später Vizebürgermeister in Wiener Neustadt. Er gilt als russlandfreundlich und trat bei den Corona-Demonstrationen immer wieder lautstark als besonders scharfer Kritiker der schwarz-grünen Politik in Erscheinung.

Michael Schnedlitz kritisierte besonders scharf die Corona-Maßnahmen.APA/ERWIN SCHERIAU

Etwas verbindlicher? Susanne Fürst

Die einzige Frau im Team ist laut oe24 die gebürtige Linzerin Susanne Fürst (55). Eines der Hauptanliegen der Juristin ist die direkte Demokratie. Die Begegnung mit ihr könnte für die Schwarzen etwas „angenehmer“ werden. Immerhin hat Fürst vor der Nationalratswahl auf Gemeinsamkeiten mit der ÖVP hingewiesen – vor allem beim Thema Migration – und der Volkspartei eine Zusammenarbeit angeboten.

Die Juristin Susanne Fürst bemühte sich zuletzt um freundlichere Worte in Richtung ÖVP.APA/EVA MANHART

Die drei weniger bekannten Verhandler

Die anderen Persönlichkeiten in Kickls Team sind öffentlich weniger präsent:

Norbert Nemeth (55), Klubdirektor der FPÖ im Nationalrat, ist vor allem ein Kenner der parlamentarischen Geschäftsordnung. Auch von Reinhard Teufel (45), der als „langjähriger engster Vertrauter und Büroleiter Kickls“ (oe24) gilt und derzeit freiheitlicher Klubchef im niederösterreichischen Landtag ist, hört man nicht allzu viel. Er wird als möglicher künftiger Kabinettschef im Bundeskanzleramt gehandelt. Arnold Schiefer (58) aus Gmunden, derzeit Sektionschef im Infrastrukturministerium, gilt hingegen aufgrund seiner Erfahrung im Wirtschaftsbereich – er war früher ÖBB-Finanzvorstand – als Kandidat für ein Ministeramt. Er sagte als Zeuge im Prozess gegen Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wegen Falschaussage im U-Ausschuss aus.