Denn eigentlich sei Weihnachten ein Fest der Liebe: „Aber was, wenn die Geschichte, die wir jedes Jahr feiern, auch Geschichten von Macht, Kolonialismus und Diskriminierung erzählt?“, fragt die Baptisten-Kirche auf der eigenen Website. Zur Beantwortung wollte man gemeinsam mit „muslimischen und christlichen“ Stimmen in einem „interaktiven Weihnachtsmarkt“ entdecken: „Woher kommen die Bilder, die wir vom ‚Anderen‘ haben? Wie prägt koloniales Denken noch immer unsere religiösen Vorstellungen? Und: Wie können wir Weihnachten gemeinsam dekolonisieren – als Fest für viele?“

Koloniale und diskriminierende Bilder des Weihnachtsfestes wollten die „Freunde und Freundinnen des Berliner Forums der Religionen e.V.“, die den Rassismus-Rundgang veranstalteten, damit sichtbar machen und die Besucher gemeinsam durch die Ausstellung führen.

In einer Zeit, in der Religion oft trenne, wolle man zeigen: „Dialog verbindet“. Die Referenten der Veranstaltung kamen dazu nicht nur aus dem christlichen Kontext: Neben Bastian Schmidt, dem Freien Referenten der Friedenskirche Charlottenburg für Frieden und Gesellschaft waren auch die Islamische Religionspädagogin Gökce Aydin und der Professor für Islamische Religionspädagogik, Tuba Işik, mit von der Partie.

„Pädagog*innen, Religionsinteressierte, Aktivist*innen, Skeptiker*innen, ihr seid herzlich willkommen“

Die Veranstaltung sei an alle gerichtet gewesen, die neugierig sind, heißt es auf der Seite: „Studierende, Erwachsene, Pädagog*innen, Religionsinteressierte, Aktivist*innen, Skeptiker*innen, ihr seid herzlich willkommen“, schreibt die Kirche auf ihrer Seite.

Offiziell gehört die Veranstaltung zur „Interreligiösen Bildungsarbeit“, die von der Berliner Senatsverwaltung gefördert wird. Der Verein erhielt im Jahr 2025 insgesamt 80.000 Euro, davon 65.000 Euro für Personalkosten.

Nachdem Welt bereits über die erste Veranstaltung berichtet hatte, wurde die für Montag geplante Nachfolgeveranstaltung nun abgesagt. Die Veranstalter widersprachen zu einem von der Zeitung zitierten Satz, wonach Weihnachten „abgeschafft“ werden solle: „Der zitierte Satz, Weihnachten solle ‚abgeschafft‘ werden, ist in der Veranstaltung niemals gefallen. Der gewählte Titel der Veranstaltung war rückblickend vielleicht zu provokant formuliert.“

Kein Verständnis für die Reaktionen

Die „teilweise sehr heftigen Reaktionen“ seien für die Veranstalter aber nicht vorhersehbar gewesen. Nun fühlt man sich offenbar missverstanden: „Veranstaltungen des Berliner Forums der Religionen sind getragen vom Geist des Dialogs, des Respekts und der gegenseitigen Wertschätzung. Bei der Veranstaltung wurde deutlich gemacht, dass sowohl christliche als auch islamische Texte auf jüdischem Fundament basieren.“

E-Mails, die die Kirche nach der Berichterstattung erreicht haben, hätten einen „diffamierenden und aggressiven Wortlaut und äußern sich bedrohend in Bezug auf unsere muslimischen Referierenden. Dies hat zur Folge, dass die Sicherheit der Referierenden für den kommenden Montag nach unserer Einschätzung nicht gewährleistet werden kann“, heißt es auf der Website. Die Entscheidung bedauere man sehr, sehe dazu aktuell aber keine Alternative.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partner-Portal NiUS erschienen.