Top-Beamtin der EU spricht Klartext: Strafzölle für Europa ohne Gegenleistung. Statt ökonomischer Interessen zählte allein die Angst vor einer weiterer Eskalation – und die totale Abhängigkeit von den USA.

Sabine Weyand ist Generaldirektorin für Handel in der EU-Kommission.Die deutsche Beamtin arbeitet seit mehr als 30 Jahren für die EU.IMAGO/TT

„Es war keine Verhandlung“ – Trump diktierte Bedingungen

Sabine Weyand, Generaldirektorin für Handel in der EU-Kommission, hat gegenüber der Süddeutschen Zeitung offen eingestanden, dass die Europäische Union bei den jüngsten Gesprächen mit den USA de facto kapitulierte. US-Präsident Donald Trump habe Brüssel die Bedingungen diktiert – von Verhandlungen könne man nicht sprechen. „Wenn Sie mich das Wort ‚Verhandlung‘ nicht haben sagen hören, dann deshalb, weil es keine war“, erklärte Weyand.

Die Folge: Die USA führten neue, einseitige Strafzölle von 15 Prozent auf europäische Produkte ein. Im Gegenzug erhielt die EU kaum etwas von wirtschaftlichem Wert. Für Weyand stand fest: „Es gab keinen Austausch von Forderungen oder Angeboten.“

„Wir sind komplett abhängig von den USA“

Warum Europa einknickte, machte Weyand ebenso klar: Die Kommission wollten um jeden Preis eine Eskalation vermeiden. „Wir haben einen Landkrieg auf dem europäischen Kontinent. Und wir sind komplett abhängig von den Vereinigten Staaten. Die Mitgliedsstaaten waren nicht bereit, das Risiko einer weiteren Eskalation einzugehen.“

Die Handelschefin räumte ein, dass die EU ihre wirtschaftlichen Interessen bewusst geopfert habe, um sicherheitspolitische Garantien nicht zu gefährden: „In Wahrheit ging es nicht um einen klassischen Interessenausgleich, sondern um die Absicherung eines politischen Gesamtpakets.“

Noch deutlicher wurde Weyand beim Blick auf die Zukunft: „Die Nachkriegsordnung ist vorbei – und zwar für immer. Abhängigkeiten werden instrumentalisiert.“ Europa müsse lernen, „unverzichtbar“ zu werden, auch in globalen Lieferketten. Doch sie fügte selbstkritisch hinzu: „Wir haben weder die richtige Governance noch die richtige Denkweise.“