Er sieht sich als Kämpfer für die Armen und Entrechteten und nennt Bruno Kreisky und Karl Seitz als seine politischen Vorbilder: Am Mittwochnachmittag erklärte SPÖ-Rebell und PR-Profi Rudi Fußi (46) den Kampf um den SPÖ-Vorsitz für eröffnet.

“Der Zustand meiner Partei ist noch schlechter als der der Republik”, bilanzierte er. Seine Botschaft ist klar: Er weiß, wie es wieder bergauf geht und das will er jetzt unter Beweis stellen – und natürlich setzt er voll “auf einen neuen Stil”.

Fußi erklärte, dass er “nicht gegen Andreas Babler” kandidieren werde, sondern für die SPÖ. Er bezeichnete Babler als einen “großartigen Sozialdemokraten” und seinen “Freund”, der allerdings “Fehler gemacht” habe. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ihm wegen der Partei die Hände gebunden gewesen seien.

Nun möchte er, Fußi, das “Werk” Bablers nach eigenen Worten “vollenden”, sprich die Politik der SPÖ und die Politik im Land von Grund auf erneuern. Dabei wolle er aus der SPÖ zunächst eine “staatstragende Partei” formen, wo das “Miteinander” im Gegensatz zum “Gegeneinander” höchste Priorität habe. “Die Liebe ist immer stärker als der Hass”, sagte er.

Sein Zusatz: Das politisch polarisierte Österreich sei reif, wieder zu einer „gemeinsamen Erzählung” zu finden. Aus diesem Grund wolle er in der SPÖ einen “neuen Stil einführen”. Sollte er SPÖ-Chef werden, werde die Partei auf Angriffe unter der Gürtellinie vollends verzichten. Ziel sei es, eine “wertschätzende Art” an den Tag zu legen, auch gegenüber den politischen Gegnern, sodass sich diese Haltung in der Gesamtpolitik Österreichs durchsetze.

Rudi FußiIMAGO/K.Piles

SPÖ in einem "erbärmlichen Zustand"

Fußi bezeichnete den ehemaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky (1970-1983) als sein “größtes politisches Vorbild”. Warum? Weil seine politischen Taten für die Menschen immer spürbar gewesen seien. Unter Kreisky habe die SPÖ bei Wahlen noch 51 Prozent der Wählerstimmen erlangt. Mehr noch: Die Partei habe 720.000 Mitglieder gezählt. Und heute? Heute habe seine Partei nur noch 138.000 Mitglieder – und bei der Nationalratswahl kam sie lediglich auf 21 Prozent.

Fußis Fazit: Die SPÖ sei in einem “erbärmlichen” Zustand. Sie sei “sklerotisch” und “verkrustet”. Was in der Partei vorherrsche, seien “Machtlogik” und der “Kampf um Posten”. Dies müsse schleunigst geändert werden. Was es vor allem brauche, sei eine “Politik der Qualifikation” und keine “Parteipolitik”. Ämter sollten künftig nur noch von den “besten Köpfen” besetzt werden – und nicht aufgrund des Parteibuchs wie bisher.

Profitdenken sei Gift für die Gesellschaft

In Hinblick auf den Zustand des Landes, sagte Fußi, dass alle Lebensbereiche dem Profitdenken untergeordnet seien. Dieses sei “Gift” für die Gesellschaft. Im selben Atemzug machte er aber deutlich, dass er als Unternehmer ein “hundertprozentiger Verfechter der Marktwirtschaft” sei. Dem Profitdenken müssten jedoch Grenzen gesetzt werden.

Was seine Pläne für Österreich anlangt, versprach er, dass er “Pläne für ein rotweißrotes Wirtschaftswunder” vorlegen werde. Wie er sagte, müssen die “Rahmenbedingungen” geändert, sprich die “Arbeitskosten” gesenkt werden. Ansonsten drohe eine Abwanderung der Unternehmen. Außerdem sei es ihm wichtig, dass “jemand der arbeiten geht, doppelt so viel im Börserl hat” als einer, der arbeitslos sei.

In diesem Zusammenhang zitierte er EX-SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer, einer der “besten SPÖ-Vorsitzenden” (2000-2008), der einst von einer “solidarischen Hochleistungsgesellschaft” gesprochen habe. Mit anderen Worten: Jeder sollte von Arbeit gut leben können.

SPÖ ist "Schutzpatron" der Zuwanderer

Vor dem Hintergrund steigender Mieten redete er auch “leistbarem Wohnraum” das Wort. Er brach auch eine Lanze dafür, dass Österreich ein Einwanderungsland sei. Obwohl sich das Land bei der Aufnahme von Migranten in den vergangenen Jahren “übernommen” habe, solle das aber auch so bleiben. Fußi sieht die SPÖ als “Schutzpatron” der Einwanderer. Denn ohne sie wäre Österreich funktionsunfähig. Er wies diesbezüglich darauf hin, dass Zuwanderer etwa die Gastronomie, den Straßenbau und den Fernverkehr aufrechterhielten.

Schließlich erklärte Fußi, dass er hierzulande das rigideste Antikorruptionsgesetz in Europa etablieren wolle. Die Korruption gelte es auf allen Ebenen des Staates auszumerzen, betonte er.

Zur FPÖ sagte der SPÖ-Politiker, dass für ihn eine Zusammenarbeit insofern unvorstellbar sei, als es im Dunstkreis der Freiheitlichen noch immer Personen gebe, die dem Dritten Reich mitsamt dem Holocaust nachtrauerten. Obendrein bezeichne FPÖ-Chef Herbert Kickl diese wohlwollend als “rechte NGOs”. Er, Kickl, sei deshalb “unwürdig ein öffentliches Amt zu bekleiden”, so Fußi.

Mit Blick auf seine Vergangenheit in der ÖVP, erklärte er, dass er zarte 16 Jahre alt gewesen sei, als er der Jugendorganisation der ÖVP beigetreten sei. Weil diese jedoch ewiggestrige Vorstellungen in Sachen Homosexualität an den Tag gelegt hätte, habe er ihr rasch den Rücken gekehrt. Fußi ist homosexuell und hat einen Mann.