Seit Monaten schon sehen die Umfragewerte für die SPÖ immer schlechter aus. In den letzten Umfragen kam die SPÖ durchwegs auf maximal 20 Prozent – manche sahen die Sozialdemokratie zwischenzeitlich sogar bei nur noch 17 Prozent. Unglaubliche 45 Prozent der Österreicher fordern sogar den Rücktritt des Vizekanzlers (der exxpress berichtete). Diese negativen Werte machen sich in der SPÖ nun an allen Ecken und Enden bemerkbar. Immer mehr Länderchefs preschen vor und äußern öffentlich Kritik. Der steirische SPÖ-Chef Lercher richtete Babler zuletzt aus: „Die Person muss die Partei ziehen.“ Doch damit nicht genug: Mittlerweile scheint sogar die Stimmung im inneren Kreis von Babler zu kippen.

Langjährige Weggefährtin wendet sich ab

Lange Zeit galt sie als Babler-Unterstützerin der ersten Stunde. Die linke Politikwissenschafterin und Autorin Natascha Strobl ist für ihre Positionierung am linken Rand der SPÖ bekannt und war viele Jahre eine der engsten Vertrauten des selbst ernannten „Marxisten“ Andreas Babler. Im parteiinternen Wahlkampf rund um den SPÖ-Parteivorsitz vor zwei Jahren orchestrierte sie den Wahlkampf für Babler sogar selbst mit. Strobl war damals Vorsitzende des SPÖ-nahen Vereins „Machen wir was“, der die Website sowie die Finanzierung des Babler-Wahlkampfes im Vorfeld der Mitgliederbefragung betrieb. Auch um das Sammeln von Spenden soll sich der Verein zu dieser Zeit gekümmert haben. Infolge des miserablen Wahlergebnisses bei der Nationalratswahl im letzten Jahr sprach sie von einer nie dagewesenen „Kampagne“ der Medien gegen Andreas Babler und machte diese für das schlechte Abschneiden der SPÖ verantwortlich.

Screenshot/Wikipedia

Strobl „schwer enttäuscht“ im Standard

Von dieser Solidarität ist heute allerdings nur noch wenig übrig. In der Tageszeitung Der Standard wird Strobl vergangenes Wochenende nun ganz anders zitiert. Sie sei „schwer enttäuscht“, und von Bablers einstigen Versprechungen sei „nichts übrig geblieben“. Der erhoffte Kurswechsel mit Andreas Babler sei ihrer Meinung nach ausgeblieben. Sie wird sogar noch deutlicher und attestiert: „Dafür hätte es den Wechsel von Pamela Rendi-Wagner zu Babler nicht gebraucht.“ Dass Strobl diese Kritik mittlerweile öffentlich formuliert und dem Vizekanzler damit bewusst etwas ausrichtet, offenbart die tiefen Gräben, die sich mittlerweile durch die SPÖ sowie den engen Kreis von Babler ziehen.

Misik kritisiert SPÖ im ORF

Doch Strobl ist mit ihrer öffentlichen Enttäuschung kein Einzelfall. Auch Robert Misik, Autor und offenkundiger Unterstützer der Linie Andreas Bablers, äußerte sich im ORF in der Sendung „Das Gespräch“ zuletzt kritisch über die SPÖ. Misik gibt offen zu, dass in der SPÖ große Unzufriedenheit mit dem aktuellen Parteivorsitzenden herrsche und bereits Diskussionen über eine Ablöse in Gange seien. Er selbst würde einen Wechsel allerdings für „Wahnsinn“ halten. Das Problem sei vielmehr eine SPÖ, die nicht zusammenhält. Nach leidenschaftlicher Unterstützung der Positionen Bablers klingt das allerdings auch nicht mehr. Auch hier scheint sich der Frust angesichts der schlechten Performance in der Regierung langsam breit zu machen.

Babler sieht 99 Prozent Zustimmung

Gegen all diese Kritik scheint Babler selbst jedoch weiterhin immun zu sein. In einem Interview mit dem ORF sprach der SPÖ-Parteivorsitzende – angesprochen auf die harte Kritik an seiner Person – zuletzt davon, dass er selbst 99 Prozent Zustimmung in der SPÖ sehe. Zudem kritisierte er die Medien für ihre negative Berichterstattung: „Mag schon sein, dass manche Leute das witzig finden. Ich halte so eine Art der Berichterstattung allerdings für hochproblematisch.“ Wie lange diese augenscheinliche Bunkerstimmung im Führungsteam der SPÖ angesichts der sinkenden Werte anhält, bleibt abzuwarten. Spätestens am Parteitag im März könnte das negative Klima erste Folgen nach sich ziehen.