Deutschland verzeichnet – so wie Österreich auch – einen weiteren Rückgang der Geburtenrate. Laut dem statistischen Bundesamt lag sie 2024 bei nur noch 1,35 Kindern pro Frau – fast so niedrig wie 2011, dem geburtenschwächsten Jahr seit der Wiedervereinigung. 677.117 Kinder kamen zur Welt, gut 16.000 weniger als im Jahr zuvor. Besonders niedrig war die Rate in Berlin (1,21), am höchsten in Niedersachsen (1,42).

Geburtenziffer 2024 mit 1,35 Kindern je Frau um 2 % niedriger als im VorjahrDE Statis - Statistisches Bundesamt /Download

Kinder sind nicht out!

Fachleute nennen eine ganze Reihe von Ursachen. „Kinder sind nicht out. Die meisten möchten Kinder“, sagt Martin Bujard vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Laut Studien wünschen sich Paare im Durchschnitt 1,8 Kinder, bekommen aber deutlich weniger. Viele würden das Kinderkriegen aufschieben, weil große verunsicherung  durch Kriege, Pandemie, Inflation und den Klimawandel herrscht.

Kinderbetreuung und strukturelle Probleme

Doch die Krise ist nicht nur global bedingt. Die Kinderbetreuung in Deutschland funktioniert vielerorts nicht verlässlich. Kitas kämpfen mit Personalmangel, Schließungen und verkürzten Öffnungszeiten. „Die Selbstverständlichkeit der Betreuung ist wieder gesunken“, warnt die Berliner Soziologieprofessorin Michaela Kreyenfeld. Untersuchungen belegen: Wo Betreuungsplätze fehlen, scheitert oft auch die Umsetzung des Kinderwunsches.

Hinzu kommen strukturelle Probleme: Das Elterngeld ist seit 2007 gedeckelt, nur ein Viertel der Väter bezieht es überhaupt. Frauen tragen nach wie vor den Löwenanteil an Haus- und Erziehungsarbeit. 50 % arbeiten in Teilzeit – aber nur 12 % der Männer. Auch gesellschaftlich ist der Druck hoch: Wer sich ganz der Familie widmet, gilt als rückständig; wer arbeitet, erhält zu wenig Unterstützung.

Brauchen mehr positive Narrative

Der Rückgang hat weitreichende Konsequenzen: Weniger Fachkräfte, wachsende Belastungen für das Rentensystem und Einbußen beim Wohlstand. Fachleute drängen daher auf bessere Kinderbetreuung, mehr Wohnraum und eine klar familienfreundliche Politik.

Bujard mahnt außerdem zu mehr Zuversicht: „Wir leben immer noch in einem tollen, reichen Land. Wir brauchen positive Narrative.“ Solange Familien keinen verlässlichen Zugang zu Kinderbetreuung haben, werdende Mütter durch medizinische Übervorsorge verunsichert werden und Kinder von digitalen Medien überflutet sind, bleibt der Wunsch nach Nachwuchs für viele schwer umsetzbar.