Wieder surrten unbekannte Drohnen über dem dänischen Nachthimmel – und diesmal waren nicht nur zivile Airports, sondern auch Militärstützpunkte betroffen. Besonders brisant: In Aalborg musste zeitweise der Luftraum gesperrt werden, betroffen war auch der Luftwaffenstützpunkt Skrydstrup, wo F-16- und F-35-Kampfjets stationiert sind.

Polizei und Armee jagten die Flugkörper stundenlang, ohne Erfolg. Zwar hielten sich die Beeinträchtigungen für Passagiere in Grenzen, doch die politische und militärische Brisanz ist ungleich größer.

Regierung unter Hochspannung

„Es steckt System dahinter, wenn mehrere Drohnenflüge innerhalb von so kurzer Zeit simultan stattfinden – und dann noch über kritischer Infrastruktur oder Militärgebiet“, erklärte Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen. Für ihn ist klar: „Das ist niemand, der mit einer Drohne aus dem Spielzeugladen zufällig irgendwo herumfliegt. Das ist ein hybrider Angriff.“

„Es steckt System dahinter“, sagt Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen (Bild).APA/AFP/Ritzau Scanpix/Emil Nicolai Helms

Dänemark steht nach seinen Worten in engem Kontakt mit der NATO und der EU. Ob eine offizielle Konsultation nach Artikel 4 des NATO-Vertrags folgt, ist jedoch noch offen.

Alarm nach Kopenhagen-Vorfällen

Der neue Zwischenfall folgt nur wenige Tage nach der Sperrung des Flughafens Kopenhagen, wo mehr als 100 Flüge gestrichen werden mussten. Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sprach von dem „bislang schwersten Anschlag auf dänische kritische Infrastruktur“.

Die Justizministerien in Kopenhagen und Berlin sehen in den Drohnenoperationen einen klaren Weckruf. Dänemarks Justizminister Peter Hummelgaard betonte: „Das Ziel mit solchen hybriden Angriffen ist es, uns Angst zu machen und Zwietracht zu säen. Deshalb ist es wichtiger als je zuvor, dass wir jetzt zusammenhalten und uns nicht spalten lassen.“

Militär hielt sich zurück

Das dänische Militär entschied sich erneut gegen das Abschießen der Drohnen – zu groß sei das Risiko herabstürzender Trümmer, vor allem im Umfeld von Flughäfen. „Wir waren bereit, sie abzuschießen, und haben uns entschieden, es nicht zu tun. Aus Sicherheitsgründen“, erklärte Michael Hyldgaard, Befehlshaber der Streitkräfte.

„Haben Drohnen aus Sicherheitsgründen nicht abgeschossen“, sagt Michael Hyldgaard (Bild), Befehlshaber der Streitkräfte.APA/AFP/Ritzau Scanpix/Emil Helms

Stattdessen setzt die Regierung nun auf neue gesetzliche Befugnisse, um auch Betreibern von Infrastruktur das Abschießen feindlicher Drohnen zu ermöglichen.

Deutsche Politik reagiert

Auch in Berlin schlugen die Ereignisse Wellen: Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sprach im Bundestag von einem „Wettrüsten zwischen Drohnenbedrohung und Drohnenabwehr“. Deutschland werde das Luftsicherheitsgesetz anpassen und mehr Geld in die Abwehr investieren. „Wir sind Ziel von Sabotage und Spionage“, warnte er.

Russland im Verdacht – aber keine Beweise

Offiziell will sich die dänische Regierung nicht festlegen, wer hinter den Attacken steckt. Doch nach dem Drohnen-Chaos in Kopenhagen hatte Premier Frederiksen angedeutet, Russland könne eine Rolle spielen. Moskau wies dies umgehend zurück.

Der Kontext ist brisant: Dänemark unterstützt die Ukraine mit Waffen, darunter F-16-Kampfjets, die kürzlich im Gefecht gegen Russland gezeigt wurden.

Europa im Ausnahmezustand?

Die Drohnen-Vorfälle in Dänemark sind kein Einzelfall. Erst Mitte September tauchten Drohnen im polnischen Luftraum auf, kurz darauf verletzten russische Kampfflugzeuge den estnischen Luftraum. Und erst am Wochenende hatte ein Cyberangriff auf einen IT-Dienstleister mehrere europäische Flughäfen lahmgelegt.

Die Muster ähneln sich – und wecken die Sorge vor einer orchestrierten Kampagne, die Europas Infrastruktur testen soll.