Premiere in Österreich! Künftig werden zwei Frauen das Bundesland Salzburg nach außen vertreten und der Landesregierung vorstehen. Wie der eXXpress berichtete, überschlagen sich derzeit die Ereignisse. Die bisherige Verfassungs- und Europaministerin Karoline Edtstadler (43) wird Landeshauptmann Wilfried Haslauer (68, beide ÖVP) ablösen. Marlene Svazek (32), Landesparteiobfrau der FPÖ Salzburg, ist bereits seit Juni 2023 Landeshauptmann-Stellvertreterin. Das ist ein deutlicher Kontrast zu den sozialdemokratisch regierten Bundesländern.

Die Bürgermeister von Wien sind seit der Ersten Republik sozialdemokratische Männer, derzeit Michael Ludwig (Bild).APA/GEORG HOCHMUTH

Männer in Wien, Kärnten und im Burgenland

Die SPÖ schreibt sich gerne den Feminismus auf die Fahnen und spricht sich regelmäßig für Frauenquoten aus, aber an der eigenen Parteispitze schlägt sich das nicht unbedingt nieder. Im Gegenteil: Alle derzeitigen sozialdemokratischen Landeshauptleute sind Männer, mit Michael Ludwig in Wien, Peter Kaiser in Kärnten und Hans-Peter Doskozil im Burgenland.

Anspruch und Wirklichkeit klaffen manchmal auseinander. Als 2018 mit Pamela Rendi-Wagner erstmals eine Frau SPÖ-Bundesparteivorsitzende wurde, kam es zu in der Parteigeschichte beispiellosen Querschüssen, die maßgeblich auf das Konto der SPÖ Burgenland und Doskozils gingen. Der Konflikt eskalierte und mündete schließlich in eine Parteibefragung, bei der Rendi-Wagner den beiden Gegenkandidaten Doskozil und Andreas Babler unterlag.

Rendi-Wagner (Bild) war als Bundesparteivorsitzende mit permanenten Querschüssen ihres männlichen Parteikollegen Doskozil konfrontiert.APA/ROLAND SCHLAGER

Frauen an der Spitze von AfD, Ressemblement National und Fratelli d'Italia

Auch in anderen Ländern werden rechte Parteien von Frauen geführt, etwa die AfD in Deutschland von Alice Weidel, die italienischen Fratelli d’Italia von der derzeitigen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und die Partei Rassemblement National in Frankreich von Marine Le Pen.

Über konservative Parteien sind Frauen schon öfters sogar an die Staatsspitze gelangt: Margaret Thatcher war von 1979 bis 1990 als erste Frau Premierministerin des Vereinigten Königreichs, Angela Merkel war von 2005 bis 2021 die erste Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Auch Brigitte Bierlein, die von Juni 2019 bis Jänner 2020 als erste Frau Bundeskanzlerin der Republik Österreich war, wird – obwohl parteilos –her dem konservativen bis rechten politischen Spektrum zugeordnet.

Meloni (Bild) ist zurzeit Ministerpräsidentin von Italien.IMAGO/IMAGO / ZUMA Press

Frauen wählen nicht mehr links

Außerdem wählen Frauen mehrheitlich nicht – mehr! – links, wie die letzten Nationalratswahlen und zuvor auch die Europawahlen in Österreich gezeigt haben. Die Präferenzen für die FPÖ waren bei beiden Geschlechtern etwa gleich stark, in früheren Jahrzehnten wählten Frauen eher links und Männer eher rechts. Aber auch das war nicht immer so.

In der Ersten Republik und in den ersten Jahrzehnten der Zweiten Republik wählten Frauen überdurchschnittlich oft konservativ, während Männer stärker als Frauen zu linken Parteien tendierten. Dies änderte sich erst allmählich im Laufe der 1970er Jahre unter der Regierung Kreisky. Nach einem vorübergehenden „Gleichstand“ vertauschten Männer und Frauen schließlich ihre Rollen. Vor allem seit dem Aufstieg von Jörg Haider als FPÖ-Chef in den 1980er Jahren wählten Frauen eher die SPÖ und später die Grünen, Männer hingegen ÖVP und FPÖ. Das Wahlverhalten der Frauen unterscheidet sich in Summe aber nicht allzu sehr von jenem der Männer.

Zwei Senkrechtstarterinnen

Karoline Edtstadler und Marlene Svazek sind seit ihrem Einstieg in die Politik nahezu Senkrechtstarterinnen in ihren Parteien.

Ex-Kanzler Sebastian Kurz (r.) holte Edtstadler (l.) in die Bundespolitik.BKA/Andy Wenzel/BKA/Andy Wenzel

Edtstadler schloss 2004 ihr Jus-Studium ab, 2008 wurde sie Richterin am Landesgericht Salzburg, 2011 wechselte sie ins Justizministerium, zunächst in die Sektion IV für Strafrecht, dann als persönliche Referentin ins Kabinett von Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP). 2015 wurde sie zur Oberstaatsanwältin bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft Wien bestellt. Ihre politische Karriere begann nach der Nationalratswahl 2017 in der damaligen türkis-blauen Regierung Kurz I als Staatssekretärin im Innenministerium. 2020 wurde sie Bundesministerin ohne Ressort in der Bundesregierung Kurz II, ab 2020 war sie Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt. Ihr Sohn Leonhard, geboren 2000, ist Polizist.

Edtstadler ist allerdings nicht die erste Frau an der Spitze des Bundeslandes Salzburg. Das war von 2004 bis 2013 Gabriele „Gabi“ Burgstaller von der SPÖ.

Marlene Svazek (Bild) war schon früh in der Politik aktiv.APA/APA/HELMUT FOHRINGER

Svazek erzielte als Spitzenkandidatin bei der Salzburger Landtagswahl 2023 mit 25,75 Prozent – ein Plus von 6,91 Prozentpunkten – das beste Ergebnis aller Zeiten für die FPÖ. Begonnen hatte ihre Karriere zehn Jahre zuvor im damaligen Freiheitlichen Landtagsklub Salzburg als politische Referentin. Seit Juni 2016 steht Svazek an der Spitze der Salzburger FPÖ-Landespartei. Nach der Nationalratswahl 2017 wurde sie zur Generalsekretärin der Bundes-FPÖ gewählt, legte diese Funktion jedoch wenige Monate später wieder zurück und kehrte im Zuge der Landtagswahl 2018 nach Salzburg zurück, wo sie als Spitzenkandidatin antrat und anschließend Klubobfrau des Freiheitlichen Landtagsklubs wurde.