Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Barbara Tóth hat im Falter einen neuen „Skandal“ entdeckt, der unser Land angeblich in eine „Boulevard-Demokratie“ verwandelt. Worum geht’s? Der exxpress hat es gewagt, bei der Medienbehörde KommAustria Qualitätsjournalismus-Förderung zu beantragen. „Und bekommt sie“, klagt Tóth.

Auf X (Twitter) empört sie sich: „Die KommAustria gibt dem exxpress also doch Qualitätspresseförderung“, und fragt ratlos hinterher: „Was jetzt?“ Gute Frage!

Millionen für andere – ein paar tausend für den exxpress

Denn: Im selben Kommentar spricht Tóth selbst von einer jährlichen Medienförderung in der Höhe von rund einer halben Milliarde Euro – vier Fünftel davon über Inserate, ein Fünftel als direkte Förderung.

Spätestens beim zugehörigen Falter-Artikel müsste es dann angesichts der dortigen Zahlen jedem wie Schuppen von den Augen fallen – es sei denn, sie kleben dort, wie bei manchen Falter-Redakteuren, unbeweglich fest.

Wo befindet sich nur die exxpress-Scheibe?

Wir haben die vom Falter aufgelisteten offiziellen Zahlen für 2024 unten in einer Grafik nochmals zusammengefasst: Grau = Inserate, Rot = Förderungen.

EXXPRESS/EXXPRESS

Finden Sie den exxpress? Nein? Kein Wunder.

Die Zahlen, die der Falter selbst (!) veröffentlicht, zeigen eines sehr deutlich: Während andere Medien – teils mit deutlich geringerer Reichweite als der exxpress – Millionen kassieren, bekommen wir fast nichts.

Die nackten Zahlen sprechen für sich

Kronen Zeitung: mehr als 28 Millionen Euro
Der Standard: fast 13 Millionen Euro
oe24: mehr als 8,7 Millionen Euro
Profil: rund 1,7 Millionen Euro
Falter: mehr als 2 Millionen Euro
exxpress: 7.524 Euro an Inseraten, 0 Euro Förderung

Damit erhält das Wiener Wochenblatt fast 272-mal so viel Steuergeld wie der exxpress. Willkommen in der „Qualitäts“-Republik!

Trotzdem: Der exxpress wird von mehr Bürgern gelesen

Und das trotz klarer Reichweitenverhältnisse: Laut öffentlich einsehbarer Österreichischer Webanalyse (ÖWA) lag der exxpress im letzten Monat bei 5.171.265 Page Impressions (Seitenaufrufen), der Falter bei 2.018.644. Das ist 2,6-mal weniger.

Aber offenbar zählt für den Falter nicht, wer gelesen wird – sondern wer den „richtigen“ Lesern – „Experten“ genannt – gefällt.

Ideologie statt Leserwille

Ausgerechnet der Falter, der selbst Millionen vom Staat kassiert, stellt den exxpress als demokratiepolitisches Risiko dar – weil wir vielleicht (!) irgendwann (!) ein wenig Förderung bekommen könnten.

Das ist keine Kritik – das ist ein Eigentor. Denn Tóths Kommentar entlarvt unfreiwillig: In Österreich zählt nicht, wer gelesen wird – sondern wer dem ideologischen Raster entspricht.

Planwirtschaft für Medien? Nein danke.

In Tóths Welt lautet die Lösung: weniger Inserate, dafür mehr Förderung – aber nur für Medien mit „festen Qualitätskriterien“, wie sie es nennt. Natürlich definiert von „Expertinnen und Experten“. Also genau von jener selbsternannten Elite, die sich gegenseitig in Kommissionen empfiehlt und öffentlich beklatscht – vermutlich auch entscheidet, wessen Plagiate aufgedeckt werden und wessen nicht.

Leser? Nutzer? Konsumenten? Kein einziges Mal werden sie im Kommentar erwähnt. Kein „Kunde“, kein „Verbraucher“, kein „Wähler“. Warum dann nicht gleich einen Fünfjahresplan für genehme Medien?

Und dafür: Danke, Falter!

Dass sich der exxpress trotz struktureller Benachteiligung behauptet, ist kein Skandal – es ist ein Kompliment.

Wir leisten täglich harte Arbeit – für die Bürger, die Wähler, die Leser. Für jene, die in der Falter-Welt offenbar nicht vorkommen. Doch am Ende hat der Falter geliefert, was man in der Branche „kostenlose Markenstärkung“ nennt.

Also: Danke für die Werbung. Und danke für den unfreiwilligen Beweis, wer in Österreich wirklich von Steuergeld profitiert – und wer nicht.