Die deutsche Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier sagte im ARD-Morgenmagazin, Zölle in Höhe von 15 Prozent seien eine „ungeheure Belastung für die Wirtschaft, nicht nur hier, sondern auch in den USA“. Im Gegensatz zu einem Zollsatz von rund einem Prozent in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten „ist das schon ein Drama“, sagte Malmendier.

Vor allem für einzelne Firmen und Branchen könnten die Auswirkungen erheblich sein. Was das für die Gesamtwirtschaft bedeute, sei hingegen schwer abzuschätzen. Viele Länder hätten wegen der Zölle einen schlechteren Zugang zum US-Markt und müssten ihre Güter anderswo anbieten, etwa in der EU. Das könnte sich hierzulande sogar positiv auf die Inflation auswirken.

Kritik aus Berlin: Ulrike Malmendier spricht von einer „ungeheuren Belastung“.APA/AFP/John MACDOUGALL

US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatten sich auf einen Basiszollsatz in Höhe von 15 Prozent auf die meisten EU-Importe in die USA geeinigt. Das gilt laut von der Leyen auch für die Autos, Halbleiter und Pharmaprodukte – der exxpress berichtete. Autos aus den USA hingegen sollen einer EU-Beamtin zufolge künftig zollfrei in die EU importiert werden können.

Autoindustrie: Abwanderung in die USA droht

Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) sieht in dem pauschalen Zollsatz von 15 Prozent für Maschinenimporte in die USA „eine bedauerliche Entwicklung, die insbesondere die amerikanischen Hersteller belasten wird“, wie Verbandspräsident Bertram Kawlath mitteilte.

Der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer betonte: „Die Beschäftigten in der Auto- und Zulieferindustrie sind die Verlierer.“ Mittelfristig könnten sich zehn Prozent der Arbeitsplätze in der Autoindustrie von Deutschland in die USA verlagern. Für Hersteller wie BMW und Mercedes mit Produktionen in den USA bedeute der Deal allerdings, dass Autos weiterhin ohne Zusatzkosten nach Europa exportiert werden könnten.

Paris: „Tag der Unterwerfung“

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) äußerte sich entsetzt. „Das Übereinkommen ist ein unzureichender Kompromiss und sendet ein fatales Signal an die eng verflochtene Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks“, teilte der Verband in Berlin mit. Die EU nehme schmerzhafte Zölle in Kauf.

Deutliche Kritik kommt auch aus Frankreich. Premierminister François Bayrou kommentierte die Einigung als einen traurigen Tag, an dem sich ein Bündnis freier Völker, das sich zusammengeschlossen habe, um seine Werte und Interessen zu verteidigen, zur Unterwerfung entschlossen habe. Staatschef Emmanuel Macron äußerte sich zu dem Zolldeal noch nicht öffentlich.

Weitere Verhandlungen mit Peking

Trump, der heute in Schottland mit dem britischen Premierminister Keir Starmer über das Handelsabkommen zwischen den USA und Großbritannien sprechen wird, hatte die Einigung als „riesigen Deal mit vielen Ländern“ bezeichnet.

Im Zollkonflikt zwischen den USA und China gehen die Verhandlungsgespräche heute und morgen weiter. US-Finanzminister Scott Bessent und hochrangige chinesische Vertreter treffen sich hierzu in Stockholm.

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