Eine Rede, zwei Misstrauensanträge: Von der Leyen taumelt
Von der Leyens Rede zur Lage der Union sorgt für Zorn in Europa. Sie spricht von Kampf und Aufrüstung, während viele Bürger unter hohen Energiepreisen, Wohnungsnot und Jobverlusten leiden. Die Folge: Misstrauensanträge.
Ursula von der Leyen wollte Stärke zeigen – doch ihre Rede offenbarte vor allem Distanz zu den realen Sorgen der Bürger. Sie sprach von Russland, Aufrüstung und Drohnen, während viele Europäer über steigende Mieten, Armut und Energiepreise verzweifeln. Kein Wunder, dass zwei Misstrauensanträge folgten. Ihre Vision eines „kämpfenden Europas“ könnte für sie selbst zum Stolperstein werden.
Europa im „Kampfmodus“
„Europe is in a fight“ – mit diesen Worten eröffnete Ursula von der Leyen vor einer Woche ihre Rede zur Lage der Union 2025. Doch während sie vom großen Kampf gegen Russland sprach, kämpfen Millionen Europäer mit ganz anderen Problemen: explodierende Mieten, unbezahlbare Energiepreise, Firmenpleiten und Arbeitslosigkeit.
Die Inszenierung war perfekt: Mitten im Saal saßen ein ukrainisches Kind und seine Großmutter. Beide sollen eine lebendige Mahnung für Putins Krieg sein. Emotional wirksam, doch für viele Bürger unverständlich: Warum diese Symbolik, während die eigenen EU-Bürger in Armut rutschen?
1/8 📣 Ursula von der Leyen opened her State of the Union: “Europe is in a fight.” One sentence that sums up Brussels’ mindset: war, not peace❗️ More sanctions, more debt, more military schemes for Ukraine. But where has this path led 🇪🇺 Europe—and why did the @PatriotsEP submit… pic.twitter.com/LLwjuFCrsz
— Balázs Orbán (@BalazsOrban_HU) September 10, 2025
Aufrüstung mit Programmen und Roadmaps
Von der Leyens Rezept für Europas Zukunft sind mehr Waffen, mehr Geld, mehr technokratische Programme. Sie erwähnte unter anderem:
Qualitative Military Edge: Bislang war die EU eher Finanzier von Lieferungen. Mit QME wird die EU Teil einer langfristigen Militärstrategie für die Ukraine. Das Programm soll nicht nur Waffen liefern, sondern den Aufbau einer „Hochleistungsarmee“ in der Ukraine unterstützen.
Drone Alliance mit Ukraine: Gemeinsame industrielle Fertigung von Drohnen gab nach der Devise: Europa zahlt, Kiew fliegt.
SAFE-Programm: 150 Milliarden Euro für eine gemeinsame Rüstungsbeschaffungen. Damit sollen Preisvorteile erzielt werden und eine stärkere Abhängigkeit von europäischer Industrie geschaffen werden.
Parallel soll ein „Eastern Flank Watch“ samt Drohnenwall und Echtzeit-Überwachung an der Ostgrenze entstehen.
Hört sich ganz danach an als befördere von der Leyen Europa in den Kriegsmodus. Jedoch hört der Kampf an der Ost-Ukrainischen Front nicht auf.
🇪🇺 Today the EU Council formally adopted the Security Action for Europe (SAFE) military investment program, which will provide €150 billion in loans to EU states (plus the UK, Ukraine, Norway & others) that submit spending & investment plans in the field of defense and security pic.twitter.com/R7TzAVkerq
— Other Europe 🇪🇺 (@other_europe) May 27, 2025
Kampf gegen „Desinformation“
Nicht nur Panzer und Drohnen, auch die Informationsfront will von der Leyen aufrüsten. Dafür nahm sie Bezug auf einige Initativen die in diesem Zusammenhang forciert werden.
European Democracy Shield: Damit soll ein neues Instrument gegen Manipulation und Fake News geschaffen werden. Dazu sollen Frühwarn-/Monitoring-Funktion gegen Kampagnen (z. B. aus Russland), zentrale Sammelstelle für Know-how und Analysen eingesetzt werden.
European Centre for Democratic Resilience: Ein EU-Zentrum, das Expertise bündelt, um Desinformation zu bekämpfen.
Media Resilience Programme: Förderung unabhängiger Medien – allerdings wohl nur für jene, die ins EU-Narrativ passen. Es soll die Komission dabei unterstützen Informationsmanipulation zu Erkennen bzw zu Verhindern. Es ist der organisatorischer Kern des Democracy Shield.
Kritik ließ nicht lange auf sich warten: Unter dem Deckmantel der Demokratie droht ein weiterer Einschnitt in die Meinungsfreiheit. Diese Sorge wirkt nicht unbegründet, wenn man die jüngsten Aussagen und die von der Leyen-Logik zur Meinungsfreiheit betrachtet.
Energiepolitik: Vom Partner zum Feind
Die hohen Energiepreise führt von der Leyen auf die „Abhängigkeit von russischen fossilen Brennstoffen“ zurück. Sie sind der Grund weshalb Europa raus aus russischer Energie und rein in erneuerbare Quellen müsse – mit Atomkraft als Basis. Dabei wird jedoch ausgeblendet, dass gerade diese Energiepartnerschaft mit Russland jahrzehntelang Grundlage für Europas Wohlstand war: stabile und günstige Energie sorgte für Wettbewerbsfähigkeit der Industrie, Arbeitsplätze und bezahlbare Heizkosten. Mit den Sanktionen und der Abkehr von Russland brach dieses Fundament weg. Die Folge spüren wir alle: Explodierende Rechnungen, Produktionsstopps und Insolvenzen.
Nun wird Atomkraft, die noch vor kurzem vielerorts als Risiko verteufelt wurde, plötzlich zum Retter der Energiewende umgedeutet. Für viele Bürger wirkt das wie ein abrupter Narrativwechsel auf Knopfdruck – von „Atomkraft? Nein danke!“ zu „Atomkraft als Heilsbringer“, nur weil der einstige Hauptlieferant nun das Feindbild Nummer eins ist.
Industrie & E-Mobilität: Rückstand auf China
Von der Leyen sieht Europa – wohlgemerkt zur Jahresmitte 2025 – in der Lage, eigene E-Autos zu produzieren und damit wirtschaftlich erfolgreich zu werden. Die Realität sieht jedoch anders aus: Auf der IAA in München sprach man vergangene Woche vom ‚China-Moment‘. 30 Automarken und rund hundert Unternehmen aus China waren dort vertreten. Die asiatische Konkurrenz hat die deutschen Hersteller längst überholt und wie es um diese derzeit bestellt ist, haben wir bereits mehrfach berichtet.
Walking through the halls of Messe München at the IAA Mobility 2025, it felt less like an auto show in Germany and more like one in Shenzhen or Tianjin...
— The Pioneer (@TheDailyPioneer) September 17, 2025
Read More 👇https://t.co/eDrCklbPdQ@kushanmitra | #IAAMobility2025 | #MesseMünchen | #FutureOfMobility | #China… pic.twitter.com/SvjOXrvr5g
Misstrauensanträge bereits eingereicht
In ihrer Rede sprach Ursula von der Leyen nicht nur von Krieg, Energie und Demokratieabwehr, sondern warf auch den düsteren Ausblick auf eine mögliche neue, globale Gesundheitskrise auf.
Was führt Ursula von der Leyen im Schilde? Sie warnt "als Ärztin" vor Desinformation und verkündet: „Wir stehen am Rande, wenn nicht sogar am Anfang, einer weiteren globalen Gesundheitskrise“... Sie probiert 2020 again? pic.twitter.com/THXobYiP7d
— Gr@ntlɘr 🥨🍺 (@oida_grantler) September 10, 2025
Von rechts-konservativer Seite kam der Vorwurf, von der Leyen rede an den realen Problemen der Bürger vorbei und treibe die Union in eine gefährliche Aufrüstungs- und Kontrollspirale.
Es reicht! Bei der heutigen Pressekonfernz wurde ein Misstrauensantrag gegen Kommissionspräsidentin von der Leyen präsentiert. Die FPÖ bringt diesen gemeinsam mit den Patriots ein. Fatale Handelsabkommen wie MERCOSUR, schmutzige Impfstoffdeals und undurchsichtige Zahlungen an… pic.twitter.com/qTsnF2DbKC
— Harald Vilimsky (@vilimsky) September 10, 2025
Von der anderen Seite stellten auch die Linken einen Misstrauensantrag, weil sie ihr Militarisierung, die Haltung zu Gaza und eine „Abkehr vom Friedensprojekt EU“ vorwarfen.
Damit steht von der Leyen nach ihrer Rede gleich doppelt unter Druck.
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