Im Jahr 2022: Erdogan will das Kopftuch-Tragen jetzt in der Verfassung verankern
Der türkische Premier Erdogan – kürzlich Gastgeber von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) – hat zwar dramatische Schwierigkeiten mit einer Inflationsrate von 83 Prozent, aber er konzentriert sich jetzt auf ein anderes “Problem”: den Schutz von Kopftuch tragenden Frauen in öffentlichen Gebäuden.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will das Recht auf Kopftuchtragen mit Hilfe der Opposition in der Verfassung verankern. “Lasst uns eine Lösung auf der Verfassungsebene finden, nicht auf der gesetzlichen”, sagte Erdogan am Mittwoch in Ankara bei einer Versammlung seiner islamisch-konservativen AK-Partei.
AKP hat Kopftuchverbot schrittweise aufgehoben
Zuvor hatte der türkische Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu einen Gesetzesentwurf dem Parlament vorgelegt, der das Recht auf Kopftuchtragen in öffentlichen Behörden und Einrichtungen garantieren soll. Es sollen demnach Frauen bei ihrer Kleiderwahl nicht in ihren Grundrechten eingeschränkt werden.
Der Text, der dem Parlament vorgelegt wurde, sei weit davon entfernt, das Problem in all seinen Dimensionen zu erfassen, kritisierte Erdogan. Das Staatsoberhaupt warf der Opposition “Heuchelei” vor, weil es in der Vergangenheit das Verdienst seiner Regierungspartei gewesen sei, solche Rechte zu sichern. Die AKP, die seit 2002 an der Macht ist, hatte ein Kopftuchverbot in öffentlichen Einrichtungen schrittweise aufgehoben.
Vorschlag kommt ausgerechnet von Sozialdemokraten
Kilicdaroglu überraschte mit seiner Initiative, weil seine Partei, die sozialdemokratische CHP, traditionell die Trennung zwischen Staat und religiösen Institutionen (Säkularismus) als eine der Grundfesten der türkischen Republik hochhält. Beobachter gehen davon aus, dass der Oppositionsführer Wähler aus dem traditionellen Milieu Erdogans für seine Partei gewinnen möchte. Die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen sind für den kommenden Juni angesetzt. Der Wahlkampf nimmt zunehmend Fahrt auf.
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