Nur 19 Prozent der Österreicher halten eine „Zuckerl“-Koalition bestehend aus ÖVP, SPÖ und NEOS für die beste Regierungszusammenarbeit. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage des Linzer Market-Instituts, die die Tageszeitung „Der Standard“ in Auftrag gab. Freitagvormittag trat NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger dann vor die Presse und verkündete den Ausstieg ihrer Partei aus der Zuckerl-Koalition. Diese Neuigkeit sorgte in (wirtschafts)liberalen sowie bürgerlich-konservativen Kreisen für Jubel. Die pinke Vorsitzende wird in deren sozialen Medien als Heldin gefeiert, die sich dem Opportunismus entsagt hat und sich selbst sowie ihrer Parteilinie treu geblieben ist.

„Was zu befürchten war: Der Babler Marximus reicht den Neos. Jan Kreiner und Co haben mit ihrem Destruktivismus gesiegt. Damit ist das Koalitionsvorhaben geplatzt und es gibt wohl Neuwahlen“, schreibt der Herausgeber des Genuss-Magazins „Falstaff“ Wolfgang Rosam auf seinem „X“ (vormals Twitter)-Account. In seiner Profil-Information beschreibt er sich als jemand mit „klarer/liberaler Weltanschauung“. Rosam denkt, falls es Neuwahlen gäbe, würde die FPÖ auf 38 Prozent und die NEOS auf 15 Prozent kommen (bei der Nationalratswahl Ende September kam die FPÖ auf 28,8 Prozent, die NEOS auf 9,1 Prozent). Es könne eine blau-pinke Koalition geben, spekuliert der Herausgeber.

Anna Schneider: NEOS sind „Ehrenmänner und -frauen“

„Erst der dritte Tag im neuen Jahr und schon haben sich die österreichischen Neos als Ehrenmänner und -frauen erwiesen“, schreibt etwa die österreichische Journalistin Anna Schneider in der deutschen Tageszeitung „Welt“, bei der sie als „Chefreporterin Freiheit“ angestellt ist. Das „Nein“ der NEOS sei „kein Zeichen von Verantwortungslosigkeit, keine Verantwortung für verantwortungslose Politik übernehmen zu wollen. Im Gegenteil.“, schreibt Schneider, die von 2014 bis 2017 im Parlamentsklub der NEOS arbeitete.

Selbst die politische Konkurrenz, in dem Fall die Grüne Noch-Abgeordnete Faika El-Nagashi lobt die Entscheidung Meinl-Reisingers. „Man muss mit #Neos Entscheidung nicht einverstanden sein, aber es war ein beeindruckendes Statement von Beate Meinl-Reisinger“, schreibt sie auf ihrem „X“-Account. Es komme selten vor, dass in der Politik so deutlich, „mit klarem Standpunkt und hoher Glaubwürdigkeit“, kommuniziert werde. „Die Verantwortung für Stimmenzuwachs der FPÖ liegt nicht bei Neos“, verteidigt El-Nagashi die Pinken.

Auch unter Artikeln dieses Onlinemediums loben Leser den Schritt Meinl-Reisingers. „Eines muss man den Neos zugestehen, sie zeigen Charakter und stehen zu ihren Werten“, lobt ein Facebook-Nutzer.