Erstmals seit 1945: Österreich ehrt Helden des Bundesheers mit Tapferkeitsmedaille
Historischer Moment in Wiener Neustadt: Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg hat die Republik Tapferkeitsmedaillen verliehen – an vier Elite-Soldaten des Jagdkommandos, die 2015 in Kabul unter Lebensgefahr Kameraden retteten. Ihr Mut bleibt unvergessen.
Ministerin Tanner überreicht einem der vier Soldaten die Tapferkeitsmedaille: Die Männer hatten 2015 bei einem Taliban-Angriff in Kabul Kameraden unter Feuer gerettet.HBF/Paul Kulec
Es ist ein Moment für die Geschichtsbücher: Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg hat die Republik Österreich Tapferkeitsmedaillen an Soldaten verliehen. In der Flugfeld-Kaserne in Wiener Neustadt zeichnete Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) am Mittwoch vier Angehörige des Bundesheer-Jagdkommandos aus. Die Männer hatten 2015 während eines lebensgefährlichen Einsatzes in Afghanistan außergewöhnliche Tapferkeit bewiesen.
Angriff auf US-Camp „Integrity“: Jagdkommando greift ein
Wie die Krone berichtet, ereignete sich der Vorfall im Rahmen der NATO-geführten „Resolute Support“-Mission: Bei einem schweren Angriff regierungsfeindlicher Taliban auf das amerikanische Lager „Camp Integrity“ in Kabul – inklusive Sprengsätzen und Feuergefecht – griffen die österreichischen Elite-Soldaten ein.
Die vier Jagdkommandosoldaten sicherten unter Beschuss umkämpfte Teile des Camps, suchten vermisste Kameraden in ungesicherten Zonen, brachten sie in Sicherheit und leisteten Erste Hilfe für Verwundete – und das unter der akuten Gefahr, selbst getroffen oder getötet zu werden.
„Sie haben durch Ihren Einsatz nicht nur das Camp verteidigt, sondern auch vielen Schwerverwundeten das Leben gerettet. Sie alle haben große Tapferkeit bewiesen und haben sich diese Medaille wahrhaftig verdient!“, unterstrich Tanner in ihrer emotionalen Laudatio.
Medaille erstmals verliehen – nach fast 20 Jahren im Gesetz
Die Tapferkeitsmedaille wurde 2006 als neue militärische Auszeichnung ins Wehrrecht eingeführt. Doch ihre Verleihung war an hohe Hürden gebunden: Nur bei außergewöhnlichem, lebensgefährlichem Einsatz darf sie vergeben werden – bisher geschah das nie. Jetzt, fast 20 Jahre später, wurde sie erstmals überreicht – und das an jene Soldaten, die im Auslandseinsatz über sich hinausgewachsen sind.
„Diese Männer haben unter Lebensgefahr unglaublichen Mut und Entschlossenheit im Gefecht bewiesen. Ihr Handeln ist beispielhaft für die Werte, für die unser Bundesheer steht“, erklärte Ministerin Tanner auf Social Media.
Österreichs Elite: Das Jagdkommando
Das Jagdkommando gilt als die auslandseinsatzerfahrenste Einheit des Bundesheeres – und ist international hoch angesehen. Seine Mitglieder operierten bisher in Afghanistan, Ägypten, Albanien, Bosnien, Kosovo, Libyen, Mali, Tschad und sogar bei amphibischen Einsätzen im südlichen Mittelmeer. Viele ihrer Missionen unterliegen der Geheimhaltung.
Nicht zuletzt durch Evakuierungsaktionen – etwa aus Israel – wurde das Jagdkommando auch medial als verlässlicher Rettungsanker in Extremsituationen bekannt.
Stille Helden, großer Moment
Die vier Soldaten, deren Namen aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlicht wurden, nahmen die Auszeichnung sichtlich bewegt entgegen. Die Medaille selbst ist schlicht gestaltet – ihre Bedeutung aber ist gewaltig: Ein Symbol für Mut, Opferbereitschaft und höchste Pflichtauffassung.
Mit dieser Verleihung setzt Österreich ein Zeichen der Anerkennung – und erinnert daran, dass es Männer gibt, die im Verborgenen ihr Leben riskieren, um andere zu retten.
Kommentare