Das EU-Impfdebakel ist für EU-Kommissionspräsidentin Ursula Van der Leyen eine Erfolgsgeschichte
Wegen des hohen Impffortschritts sperren Großbritannien und Israel auf, nach Serbien reisen mittlerweile EU-Bürger, um sich gratis impfen zu lassen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht dennoch kein Impf-Fiasko. Die EU ist ihr zufolge auf der Überholspur. Mit Zahlen kann sie das nicht belegen.
Eine „europäische Erfolgsgeschichte“ hätte sie werden sollen, die EU-weite, von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (62) gestartete Impfkampagne. Am Ende wurde sie ein Fiasko, mit dem sich die EU weltweit Spott eingehandelt hat – bis hin zur “New York Times”. Israel, Großbritannien, Serbien, die USA und die Vereinigten Arabischen Emirate hängen Europa zurzeit ab. Diese Staaten sind der EU im Schnitt um etwa zwei Monate voraus – was der Gesundheit wie dem Wohlstand ihrer Bürger zugute kommt.
In Brüssel sieht man keine eigenen Fehler
In Brüssel will man hingegen bis heute keine eigenen Fehler erkennen. Mehrmals erklärte von der Leyen, die EU habe alles richtig gemacht. Kürzlich legte sie nach: Die EU sei sogar auch noch besser als die Briten: „Inzwischen haben wir aufgeholt“, sagte von der Leyen gegenüber der deutschen Tageszeitung “Welt”. Bei den „absoluten Zahlen der Impfungen“ sei Europa „zwar hinter den USA und China, aber vor Indien, vor Russland, vor Großbritannien“.
Das geht sich leider nicht aus: Die EU-Staaten mit insgesamt 447 Millionen Einwohnern haben bisher 73,6 Millionen Menschen geimpft. Von den 67 Millionen Briten wurden hingegen bereits 35,6 Millionen geimpft. Nicht nur hat Großbritannien mit einer wesentlichen kleineren Bevölkerungsgröße (ein Siebtel der EU) fast halb so viele Impfdosen wie die gesamte EU erhalten, nun wurde auch beinahe jeder zweite Brite (46,7 Prozent) bereits geimpft. Darüber können sich in der EU zurzeit nur 12 Prozent der Bürger freuen.
Entspannung in Israel, Großbritannien und Serbien
Das macht sich bereits bemerkbar: In Großbritannien und Israel wird aufgesperrt – zur allgemeinen Freude. Während die britische Regierung Schritt für Schritt bis Juni alle Restriktionen aufhebt, haben in Israel Restaurants und Cafés bereits aufgesperrt. Vieles andere ist ebenfalls bereits möglich. Darüber freuen sich ganz besonders die Geimpften und Genesenen.
In Serbien mit seinen weniger als 7 Millionen Einwohnern sind bereits 2,3 Millionen Menschen geimpft. Das Tempo ist so hoch, dass Serbien schon Bürgern aus anderen Staaten kostenlose Dosen anbietet. Tausende Menschen, auch aus der EU, standen vor einer Woche bereits Schlange vor den Impfzentren. Und selbst in der Türkei ist der Anteil an geimpften Menschen höher als in Deutschland.
EU konnte eigene Ziele nicht einhalten
Auch gemessen an den selbst gesteckten Zielen ist der Impffortschritt ein klarer Misserfolg, denn das EU-Ziel lautete: „Bis Ende März 2021 werden wir mindestens 80 Prozent der Menschen über 80 Jahren impfen“. Bis jetzt erhielten EU-weit nur knapp 60 Prozent der über 80-Jährigen die erste Impfdosis. Ärzte und Weltgesundheitsorganisation sind unglücklich und sprechen einhellig davon, den Prozess unbedingt zu beschleunigen.
Von der Leyen verweist über ihren Sprecher darauf, dass die EU die Impfstoffe sorgfältiger geprüft habe und deshalb “vier Wochen später angefangen hat als die Briten”. Deshalb sehe man “keinen Widerspruch” in der Rechnung.
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