Ex-Außenministerin Karin Kneissl hat sich nach Südfrankreich zurückgezogen. Sie sei gewissermaßen ein politischer Flüchtling, wie sie gegenüber dem deutschen TV-Sender RTL meint, denn in Österreich könne sie nicht mehr arbeiten: “Mein Leben ist vernichtet.” Nachdem Kneissl der Politik den Rücken gekehrt hat, gab es hierzulande offensichtlich keine Perspektiven mehr für sie, vor allem weil sie zuvor mit Russlands Präsident Wladimir Putin auf ihrer Hochzeit das Tanzbein geschwungen hatte.

"Ich musste flüchten"

Im Herbst 2020 verließ Kneissl mit 55 Jahren Österreich. “Ich musste flüchten, ich bin nicht freiwillig weg”, erzählt sie. “Ich hätte nie gedacht, dass ich alles, was ich mir aufgebaut habe, wirklich aufgeben muss, weil ich aufgrund der vielen Anfeindungen und des De-Facto-Arbeitsverbotes mein Land verlassen muss.”

Angesprochen auf den jetzigen Krieg und das Leiden in der Ukraine, kommentiert Kneissl kurz: “Auch Drohnenangriffe im Irak, in Afghanistan führen zu Leid.”

Kneissl bereut die Putin-Einladung auch heute nicht

Seit 2021 sitzt Kneissl gemeinsam mit Deutschlands Ex-Kanzler Gerhard Schröder im Aufsichtsrat des russischen Unternehmen Rosneft, angeblich für eine durchaus lukrative Gage (500.000 Dollar pro Jahr). Aufgeben will sie ihren Posten dort nicht: “Ich werde jetzt in diese Richtung total unter Druck gesetzt. Mein Leben ist aber bereits vernichtet.” Insofern könne man ihr auch mit nichts drohen. Kneissl sieht keinen Grund sich zu distanzieren.

Karin Kneissl wird auch gefragt, ob sie die Einladung Putins auf ihre Hochzeit im Rückblick bereut. “Nein”, antwortet sie. Österreichs ehemalige Außenministerin hält es hier offenbar mit der französischen Sängerin Edith Piaf: “Non, je ne regrette rien” (“Nein, ich bereue nichts”, Übers).

Während Putins Staatsbesuch im Juni 2018 soll die Einladung zur Hochzeit erfolgt seinAPA/AFP/JOE KLAMAR

Eineinhalb Stunden blieb Putin auf der Hochzeit

Am 18. August 2018 hatte die Hochzeit der damaligen Spitzenpolitikerin stattgefunden. Kurz zuvor, im Juni, war Putin auf Arbeitsbesuch in Wien gewesen. “Ich hatte noch eine Hochzeitseinladung in der Hand”, berichtet sie. Mit dem Einverständnis ihres Verlobten überreicht sie diese dem russischen Präsidenten – der prompt kam, für eineinhalb Stunden.

Die Hochzeitsfotos von damals muten im Schatten des Ukraine-Kriegs heute fast surreal an.

Das Erscheinen eines Hochzeitsgasts (r.) sorgte auch im Ausland für AufmerksamkeitAPA/AFP/Sputnik/Alexei Druzhinin
August 2018: Wladimir Putin (r.) auf der Hochzeit von Karin Kneissl (M.) und dem Unternehmer Wolfgang Meilinger (l.)APA/AFP/Sputnik/Alexei Druzhinin
Der gemeinsame Tanz....APA/ROLAND SCHLAGER/APA-POOL
... samt KnicksAPA/ROLAND SCHLAGER/APA-POOL